Nach der Seenotrettung
Datum: 04.07.2022,
Kategorien:
CMNF
Autor: Anonym
Der Himmel war wolkenlos und das hellblaue Wasser ringsum die elegante, strahlend weiße Motoryacht reflektierte die Sonnenstrahlen. Zwar war das Meer mit weit über zwanzig Grad eigentlich angenehm warm, doch nach mehreren Stunden im Wasser begann sich der Unterschied zur menschlichen Körpertemperatur allmählich doch unangenehm bemerkbar zu machen. Es war verdammt knapp gewesen. Nicht mehr lange, und sie wäre völlig unterkühlt und entkräftet gewesen. Ohne die Unterstützung durch die starken Arme ihres Retters Marek hätte sie die wenigen Trittstufen der Leiter auf das Heck der Yacht schon fast nicht mehr geschafft.
Die 22-jährige Victoria versuchte, nicht daran zu denken was gewesen wäre, wenn die beiden Skipper Marek und Julia nicht zufällig mit ihrer Yacht vorbeigekommen wären und sie hilflos im Meer hätten treiben sehen. Sie war heute Morgen an einem der zahllosen malerischen Sandstrände der Malediven zum Schwimmen ins Wasser gegangen. Erst vorsichtig, hatte sie sich dann immer weiter hinausgewagt, bis sie nicht mehr im Wasser stehen konnte. Unbeschwert und begeistert vor der Wärme und Sauberkeit des klaren, hellen Wassers war sie umher geschwommen, getaucht, und hatte sich einfach Treiben lassen. Ganz in ihren Gedanken verloren, hatte sie die Strömung nicht bemerkt, die sie erfasst und immer weiter vom Strand weggetragen hatte. Als ihr irgendwann eingefallen war, das Land vielleicht besser doch im Auge zu behalten, war es längst zu spät gewesen. Die kleine Insel war nur ...
... noch eine unscharfe Silhouette am Horizont.
In ihrer Panik hatte Victoria sofort zurück zu schwimmen versucht, aber das hatte nichts geholfen. Gegen die Strömung war sie einfach nicht angekommen. Unerbittlich hatte diese sie immer weiter auf das offene Meer hinaus getragen. In der Ferne war die Insel immer kleiner und unschärfer geworden, bis sie schließlich ganz aus ihrem Blick verschwunden war. Soweit das Auge reichte nur noch Wasser. Erschöpft hatte Victoria ihren Kampf gegen die Strömung einstellen müssen. Schweiß war ihr das Gesicht und die Schultern herab geronnen, ihre Arme und Beine hatten geschmerzt. Ihre Kräfte hatten nur noch gereicht, sich über Wasser zu halten und zu hoffen. Zu hoffen, dass die Strömung sie vielleicht zu einer der zahllosen anderen Inseln treiben würde – die Malediven bestanden schließlich aus mehr als tausend davon – oder dass vielleicht ein Schiff vorbeikommen und sie entdecken würde.
Und genau so war es dann ja auch gekommen. Plötzlich war eine Motoryacht aufgetaucht, die sich mit hoher Geschwindigkeit in und durch ihr Blickfeld bewegte. Victoria hatte ein Stoßgebet zum Himmel geschickt, dass sie sich auf sie zu bewegen würde. Und tatsächlich tat sie das auch. Sobald sie schätze, in Sichtweite der Besatzung zu sein, hatte sie mit aller Kraft gewunken und sich die Lunge aus dem Leib geschrieen. Endlich, nach bangen Minuten des Versuchs, auf sich aufmerksam zu machen, war eine Gestalt am Bug der Yacht erschienen und hatte zurück gewunken. ...