Der Weiberg der Herren
Datum: 17.10.2022,
Kategorien:
CMNF
Autor: Spocky
... Ich stelle mir insgeheim vor, was die Patienten so denken, wenn sie diesen Zerberus erblicken.
Ob der Doktor sie als Domina einsetzt?
Aber nein, er sagte doch, dass er von dem ganzen neumodischen Zeugs nichts hält.
Mich könnte sie kaum beeindrucken. Ich habe solche Damen schon schluchzen gehört, wie eine kaputte Regenrinne im Sturm. Die sind nämlich meistens Innen ganz weich, wenn sie nicht im „Dienst“ sind.
Ich folge dem Doktor in sein Privatbüro. Was war das eben für ein elektronisches Klicken? Es war leise, aber ich habe dafür einen Nerv. Hört Jemand mit?
„Haben Sie schon eine Spur, Nachtmann? Ich will doch hoffen, dass Sie nicht unnötig Zeit verstreichen lassen.“
„Selbstverständlich habe ich die, Herr Magnus-Pilcher. Aber ich brauche von Ihnen noch ein paar Kleinigkeiten. Ich brauche eine Patientenüberweisung.“
„Eine Überweisung? An wen? Welche Spur verfolgen Sie, wer ist es?“
„Eine Überweisung an Sie, Herr Doktor. Wer es ist, das weiß ich noch nicht, aber ich habe schon eine schlüssige Theorie. Meine Spur ist Ermittlungsgeheimnis, genauso, wie Ihre Krankenakten ihr Geheimnis sind. Nur so viel: ich muss selbst zu ihrem Patienten werden.“
Wenn man Klienten zu früh in die Ermittlungen mit einbezieht, dann neigen sie oft zu überstürzten Kurzschlusshandlungen. Da muss man vorsichtig sein. Ich bin vorsichtig.
„Ich verstehe, ich verstehe, Nachtmann. Sie wollen sich also selbst in die Höhle des Löwen begeben, richtig? Das ist gut. Sie scheinen ja ...
... wirklich ein Fachmann zu sein. Ich könnte Ihnen zwar so ein Ding ausstellen, aber ich kann da nicht meinen eigenen Stempel darauf setzen. Das müsste ein Kollege von mir tun. Aber in gut 3 Stunden können sie die gerne haben.“
Er drückt die Taste der Sprechanlage. „Frau Schmidt! Drucken Sie bitte eine Überweisung aus für…“
„Nachtmann, Alexander, Bremen.“
„Nachtmann, Alexander, Bremen, wegen…? Ach schreiben Sie einfach „Erektile Dysfunktion“ das ist am häufigsten. Bitte ohne Stempel, Frau Schmidt! Danke.“
In drei Stunden?
OK. Ich nutze die Zeit bis dahin, um meine Theorie zu überprüfen. Ich fahre zur Autobahn-Raststätte an der Löbstraße, wo man von der Autobahn abfährt, auf die Ruwerer Straße nach Kasel. Auf der ganzen Fahrtstrecke bis dahin habe ich nicht eine einzige öffentliche Toilette gesehen. Es muss also die Letzte sein.
Lange muss ich nicht suchen, um tatsächlich eine junge, sehr offenherzig aufgemachte Frau zu erblicken, die in der Nähe der Herrentoilette hin und her läuft und nach einzelnen Männern Ausschau hält. Es ist nicht Chrissie.
Kraftstrotzende Juppies und Männer, welche sie anmachen wollen, oder sofort auf ihre Reize positiv reagieren, lässt sie freundlich abblitzen. An niedergeschlagene, schüchterne oder ältere Typen tritt sie heran und stellt ihnen eine kurze Frage. Leider wird immer verneinend der Kopf geschüttelt. Eine Stunde vergeht.
Da, Volltreffer! Sie hat einen gefunden. Er war aus einem ziemlich teuren Ferrari gestiegen. Des ...