1. Der Verlag


    Datum: 17.12.2022, Kategorien: CMNF Autor: Anonym

    Prolog
    
    Monika ist Schülerin der 12.Klasse am hiesigen Gymnasium. Ihr Berufspraktikum wollte sie eigentlich beim Tagesspiegel machen, doch die Redaktion der Tageszeitung hatte ihr abgesagt. Da sie sich aber für das Berufsbild der Journalistin interessierte, sucht sie Ersatz. Fündig wurde sie bei einem kleinen Verlag. Was das Kürzel SB-Verlag bedeutete, war ihr eigentlich egal, sie wollte einfach einen Einblick in das journalistische Leben bekommen.
    
    *
    
    Mit weichen Knien und zittrigen Händen stand sie vor der Tür. Ihr Blick glitt an der schmucklosen schmutzig roten Backsteinfassade nach oben. Zögerlich näherte sich ihr Zeigefinger dem Klingelknopf.
    
    Aus der Sprechanlage quäkte eine Frauenstimme: „Ja bitte.“
    
    „Monika Lawensky, ich bin die …“
    
    „Ja, ich weiß.“, wurde sie unterbrochen. „Kommen Sie herein. Erste Etage rechts, der Konferenzraum.“ Der Summer öffnete die verschrammte Eichentür. Monika atmete tief durch und trat in den Hausflur. Der schmale Raum führte den schmuddeligen Eindruck der Fassade fort. Es roch nach Chemie, nach Druckerfarbe. Wie hatte sie sich gefreut über die Zusage des kleinen SB-Verlages für ihr Schulpraktikum. Eine konkrete Vorstellung, was in einem Verlag so ablief, hatte sie nicht. Doch dazu waren Praktika schließlich da, dies herauszufinden.
    
    Ihre Faust schwebte in der Luft. Sie gab sich einen Ruck und klopfte dreimal an die Tür des Konferenzraumes. Nicht zu laut und nicht zu schüchtern, genau richtig dosiert. „Herein!“ Forsch drückte ...
    ... sie die Klinke herunter. „Guten Morgen.“
    
    Fünf Augenpaare waren starr auf sie gerichtet. Monika suchte nach dem ihr bekannten Gesicht. Hinter der Tür fand sie endlich, was sie suchte. „Guten Morgen, ich bin Monica Lawensky, die Praktikantin.“
    
    „Moin, Moin, Kindchen. Komm rein und setz dich da hin. Kaffee?“ Die Sekretärin, Frau Schmidt, lächelte ihr aufmunternd zu. Im Setzen nickte Monika in ihre Richtung. Frau Schmidt übernahm das Kommando. Die anderen Anwesenden starrten sie immer noch an.
    
    „Das ist Herr Kahn, der Chef vom Laden.“, begann sie die Vorstellung. Ihr Arm schwenkte weiter „Frau Pieper, unsere Justiziarin, dann die gute Seele des Hauses, Herr Viole. Er ist hier der Drucker, Buchbinder, Hausmeister und Techniker in allen Bereichen der Verlages.“ Der Mann im grauen Kittel mit den bunten Händen lächelte ihr freundlich zu. „Da hinten in der Ecke sitzt der Lektor des Verlages: Luigi Fuzzile. Er…“
    
    Die Stimme von Frau Schmidt wurde augenblicklich zu einem Rauschen. Was für ein Mann! Helle Leinenhose, hellbraunes Leinenhemd, dem heißen Sommerwetter perfekt angemessen. Er saß schräg auf seinem Stuhl, die Arme vor der Brust verschränkt, als ob er seinem Chef die kalte Schulter zeigen würde. Sein ebenmäßiges Gesicht, die klassische Schönheit eines Südeuropäers mit an den Schläfen leicht ergrauten schwarzen Haaren. Dazu der perfekte Kontrast, der dunkel gebräunte Teint des Gesichtes. Luigi verzog keine Mine, er schien sich seiner Wirkung völlig bewusst zu sein. Einige ...
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