1. Kein böses Wort - Teil 1


    Datum: 18.06.2023, Kategorien: Humor Autor: Iron_Duke

    ... fast IHREN Fingern nicht, als sie ihrerseits geschickt textile Hindernisse überwanden.
    
    Rein wäschetechnisch betrachtet war der gemeinsame Kinobesuch ein einziges Fiasko! Da würde so einiges zurückbleiben. Aber wer dachte in so einem Augenblick schon an Textilpflegeanleitungen und Wäschewaschen, oder wie man diese Fleckensorte waschenden Familienmitgliedern plausibel macht? Die beiden sicher nicht! Alles wallte, kochte und pochte, zuckte und spritzte, bebte, und die Herzen rasten synchron. Schließlich wurden die beiden ruhiger und schauten sogar noch eine Weile den Film an, wenn auch nicht allzu konzentriert.
    
    Entgegen jeder üblichen Praxis blieben die beiden beim Abspann sitzen, wollten sich um nichts in der Welt voneinander lösen. Aber die Welt nimmt keine Rücksicht auf die Liebe, das Licht ging an und enthüllte das klebrige Chaos aus Popkorn, Cola, Chilisaucenresten und zerbröselten Nachos und noch so einiges mehr. Hastig richteten sich die beiden notdürftig her und merkten beim Aufstehen, dass das Laufen deutlich schwerer fiel, als die beiden es gewohnt waren. Trotz des gegenseitigen Halts, den sie sich gaben, schlingerten sie wie bei hohem Wellgang an Deck eines kleinen Bootes. Die Platzanweiserin, die den erratischen Kurs der beiden verfolgte, lächelte und dachte keinen Moment lang an Alkohol oder Drogen. Sie wusste, bei den beiden war die Liebe echt, perfekt und vollkommen. So, wie sie sein sollte.
    
    Kurze Zeit später stand Markus wie betäubt vor dem hell ...
    ... erleuchteten Kino, starrte auf Filmplakate und fröhliche Menschen, die den Kinobesuch noch vor sich hatten, und sah nichts davon. Das Mantra stritt sich mit den letzten Worten, die sie eben am Ende eines langen Abschieds getauscht hatten.
    
    "Markus?"
    
    "Hmm."
    
    "Meine Eltern sind übers Wochenende weg."
    
    "Echt?"
    
    "Ja."
    
    "Du meinst, ähh ..."
    
    "Ja."
    
    "Echt?"
    
    "Ja."
    
    "Ich liebe dich!"
    
    "Ich dich auch!"
    
    "Also morgen ..."
    
    "Ja."
    
    "Wann?"
    
    "So ab zehn, denk ich."
    
    "Okay, ich komm dann."
    
    "Ja."
    
    "Ich liebe dich!"
    
    "Ich liebe dich!"
    
    Dann hatte es noch eine Weile gedauert, aber gesprochen wurde nicht mehr. Der Autopilot brachte Markus trotz des fast völligen Versagens aller regulären Systeme sicher nach Hause. éKa -So ab zehn. - tha - Echt? - ri - Ja. - na - Ich liebe dich!'
    
    Trotz des verheerenden Gedankenzyklons (Kategorie 5 auf der Saffir-Simpson-Skala) und der überlasteten Systeme gelang es Markus nicht nur, das Holzleitnersche Reihenmittelhaus ungesehen zu betreten, er schaffte es sogar ohne Eltern- oder Geschwisterkontakt bis in sein Zimmer. Um sich klarzumachen, wie unglaublich unwahrscheinlich das war, musste man nur elterliche Fürsorge mit geschwisterlicher Neugierde multiplizieren und dann in Bezug zur vorhandenen Verkehrsfläche in Quadratmetern je Familienmitglied setzen.
    
    Wie dem auch sei: Markus wurde unvorsichtig und zog sich frische Sachen an, bevor er nach unten ins Wohnzimmer ging. Sicher, andernfalls hätte es sicher eine Menge ...