Kairi
Datum: 01.06.2024,
Kategorien:
Transen
Autor: bylucascanine
... „Genetiker haben eine Vielzahl von Theorien schlechtgemacht, die unvereinbar mit den mendelschen Regeln der Vererbungslehre erschienen, weil lange angenommen wurde, dass nur ein einziger Mechanismus die Vererbung bestimmt. Heute wissen wir aber, dass verschiedene Vererbungsmechanismen parallel wirken." Die andere: „Das Potenzial für Telegonie existiert in jeder Art, die sich mehrfach verpaart."
Ganz sicher schien Kairi allerdings noch nicht zu sein, ob sich Erbgut und Fortpflanzung eines Lebewesens von außen tatsächlich so steuern ließen. Wohl deshalb hatte sie unter dem Reiter auch einige Artikel über Epigenetik abgelegt.
Die kannte Tom aus dem Bio-Unterricht und wusste daher, dass es bei Epigenetik nicht um die Gene selbst ging, sondern darum, wie äußere Einflüsse veränderten, welche von ihnen aktiviert oder deaktiviert und wie sie ausgelesen wurden. Was ja tatsächlich erheblichen Einfluss auf den Körper selbst und sein Erbgut hatte. Und viel leichter und schneller manipulierbar war. Der Lehrer hatte dazu damals das Beispiel von Grünem Tee gebracht, der wohl ein bestimmtes Anti-Krebs-Gen aktivierte, weshalb Japaner weniger Krebs hatten als andere.
Der erste von Kairis Artikeln dazu stammte vom Max-Planck-Institut und hieß „Epigenetik zwischen den Generationen". Die Forscher hatten wohl ähnlich Forschungen wie die Australier gemacht und waren zu vergleichbaren Ergebnissen gekommen. Eine Passage hatte sie dabei besonders hervorgehoben: „Wissenschaftler nahmen an, ...
... dass das epigenetische Gedächtnis, das während des gesamten Lebens angehäuft wurde, bei der Entwicklung von Spermien und Eizellen vollständig gelöscht wird. Erst vor kurzem wiesen mehrere Studien nach, dass epigenetische Markierungen tatsächlich an folgende Generationen weitervererbt werden." Das „wiesen mehrere Studien nach" hatte sie sogar doppelt unterstrichen.
Dann folgten ein paar Artikel mit Beispielstudien. In einem hatten Forscher nachgewiesen, dass Eltern, die eine Hungersnot erlebten und deren Körper sich deshalb umstellte, diese Veränderung über Generationen an ihre Nachkommen weitergaben. Die Kinder, Enkel und Urenkel aßen ebenfalls anders und hatten einen anderen Stoffwechsel. Der Effekt der Hungersnot wurde quasi vererbt.
In einer anderen Studie hatten Forscher Mäusen immer wieder Angst gemacht und dann geschaut, was das für ihre Kinder hieß. Hier hatte Kairi ebenfalls eine Aussage mit vielen Ausrufezeichen markiert: „Wir haben aus dem Sperma von traumatisierten Mäusen RNA extrahiert und in befruchtete Eizellen injiziert. Die Nachkommen entwickelten Symptome eines Traumas, ohne je einem solchen ausgesetzt gewesen zu sein. Die Sperma-RNA selbst reicht aus, um die Symptome in Nachkommen auszulösen". Den letzten Satz hatte sie sogar wieder zweimal unterstrichen, um Sperma einen Kringel gemacht und daneben notiert „Epigenetik = Telegonie?" Eine Frage, die auch Tom sich gerade stellte.
Der letzte Artikel, der ihr wohl besonders wichtig war, handelte dann von ...