Gänsehaut am See
Datum: 26.06.2024,
Kategorien:
Schamsituation
Autor: wektor
„Dany, kommste noch mit zu Joeys?“, fragte mich Ilona, meine Kollegin, mit der ich schon ewig ewig zusammenarbeitete. „Max und Ella kommen nachher auch noch.“
„Ne, heute nicht, muss noch einiges erledigen.“
Erledigen war vielleicht nicht das richtige Wort. Ich wollte heute etwas wagen. Ich wollte heute über meinen Schatten springen, etwas machen, das ich noch nie gemacht hatte.
„Kleine Schlampe“, schalt ich mich innerlich selbst, „Dein Kick ist Dir wichtiger als Deine Freunde.“
Ich hatte vor Wochen das erste Mal aktiv wahrgenommen, dass wir hier in Hannover einen See hatten, an dem auch FKK zugelassen war. In irgendeiner Zeitung hatte ich einen kleinen Bericht als Randnotiz darüber gelesen und das hatte mich sofort in seinen Bann gezogen. Erst hatte ich das als fixe Idee abgetan, doch ich ertappte mich selbst, dass ich immer wieder daran dachte, das mal ausprobieren zu wollen. Schon mehrfach hatte ich mir vorgenommen, an den kleinen See zu fahren und das einfach mal auszuprobieren. Jedes Mal, wenn ich mich in Bewegung setzte, spürte ich ein Kribbeln und ich musste mir mit der Hand im Schritt danach Abhilfe schaffen. Einmal hatte ich mich sogar ins Auto gesetzt, hab mich aber doch nicht getraut, dort hinzufahren und stattdessen war ich nicht mal in die Nähe des Stadtteils gefahren, mein Herz schlug mir aber bis an die Brust. Aber heute sollte es so weit sein.
Ich hatte mich heute morgen extra lang geduscht, hatte alle störenden Haare entfernt und mir extra was ...
... leichtes abgezogen. Jeans, T-Shirt, BH, Slip und Söckchen.
„Nächstes Mal gern, ich bin dann jetzt mal weg“, verabschiedete ich mich und rannte fast zu meinem kleinen roten Polo. Dort atmete ich tief durch. Sollte ich es wirklich wagen? Scheiß drauf, heute oder nie! Radio an und los.
Nach kurzer Fahrt fuhr ich in den Feldweg am Rande der Kleingartenkolonie. Ab hier würde ich ca. 700 Meter zu Fuß gehen müssen, denn eine Schranke sperrte das Naturschutzgebiet von der Straße ab. Der letzte Parkplatz war meiner. Ein Zeichen. Denn wäre nichts frei gewesen, so hätte ich das wahrscheinlich wieder als Ausrede mir selbst gegenüber gelten lassen. Aber so war diese kleine Hürde schon einmal übersprungen. Ich blieb noch kurz im Auto sitzen. Die Nervenenden vibrierten leicht und ich zitterte ein wenig. Geld, Portemonnaie, Handy und die Wohnungsschlüssel ließ ich lieber im Wagen. Sollte ich es wirklich machen?
Die Straße war gepflastert und eben, daneben verlief ein kleiner Randstreifen aus genähtem Gras. Vielleicht sollte ich meine Schuhe ebenfalls im Auto lassen? Als ersten Schritt sozusagen, dass ich schon mal barfuß am See ankommen würde. Ich zog Schuhe und Strümpfe aus und warf sie ins Auto. Meine Füße hatte ich schon immer gemocht. Da ich ins Solarium ging, waren sie ebenfalls schön gebräunt, ich hatte roten Nagellack drauf und mit meiner Schuhgröße 37 hatte ich die perfekte Größe für eine Frau.
Einmal tief durchgeatmet und los. Die kleinen Steinchen unter meinen Fußsohlen ...