Andreas - Diese eine Nacht am See
Datum: 11.02.2019,
Kategorien:
Erstes Mal
Autor: byWespe
In der Nähe des Dörfchens in dem ich aufgewachsen bin, gab es einen wundervollen See. Umgeben von hohem Schilf, war das Wasser nur an wenigen Stellen problemlos zu erreichen. Die Dorfjugend kannte natürlich jede dieser Stellen, es war unser Sommerparadies, wir verbrachten jede freie Minute dort.
Ich werde nie den Duft des reifen Korns der umliegenden Felder vergessen oder den des trockenen Grases, in dem wir stundenlang lagen; nie die drückende Hitze des Hochsommers; die Regengüsse, welche uns bis auf die gebräunte Haut durchweichten; nie die herrlichen Sonnenauf- und Untergänge.
In den Sommerferien gingen wir oft tage- und nächtelang nicht nach Hause. Wozu auch?
Die Familien im Dorf kannten einander, unsere Eltern wussten, wo wir uns herumtrieben, hatten sie doch in ihrer Jugend das Gleiche getan, was wir in unseren Sommern trieben.
Wir zündeten Lagerfeuer an, grillten, schlugen Zelte auf, tranken - auch mal bis zum Umfallen - mit etwas Glück hatte jemand seine Gitarre dabei, dann wurde gesungen, es waren einfach herrliche Stunden in einer Clique, die sich seit dem Kindergarten kannte und zusammenhielt wie Pech und Schwefel.
Natürlich blieb es in solcher Runde nicht aus, dass man sich verliebte. Ich beneidete in meinem ersten Sommer am See glühend jedes Mädel, das umworben wurde.
Ich war zu dieser Zeit der festen Überzeugung, dass mich niemals ein Junge ansehen würde, hielt mich für viel zu dünn, hässlich und uninteressant.
Es tat mir weh zu sehen, ...
... wie die Pärchen sich mit Einbruch der Dunkelheit weiter in die Felder oder auf die schmalen Anglerstege zurückzogen, wie sie nackt im warmen Wasser des Sees, eins geworden, dahin glitten. Wir anderen konnten sie oft von weitem sehen, wie sie sich küssten und später in rhythmischen Bewegungen verschmolzen.
Was hätte ich in diesem Sommer darum gegeben, auch nur einmal eine solche Situation erleben zu dürfen. Ich bin mir nicht sicher, ob es eine Art Frühreife war oder mein liebloses Elternhaus dazu beitrug, das ich -- zumindest geistig -- schon recht früh bereit gewesen wäre, Liebe zu empfangen und zu geben.
Aber der erste Sommer in unserem Paradies wurde für mich eine rechte einsame Phase meines Lebens, das Blödeln mit den anderen reizte mich nicht immer, ich saß oft allein am Ufer, schaute auf das Wasser, wartete und träumte, wünschte mir inständig, einmal so von einem Jungen angeschaut zu werden wie meine älteren Freundinnen, wünschte mir Küsse auf meiner Haut und mehr.
Meine Zeit sollte aber erst im nächsten Sommer kommen und sie kam, in Gestalt eines großen schlanken Kerls aus einer benachbarten Kleinstadt. Er kam eines Nachmittags mit seinem Moped knatternd über die Feldwege gefahren, hielt an, nahm den Helm ab und sah mich direkt und unverhohlen interessiert an. Ich muss dunkelrot geworden sein, zum Glück war mein Gesicht so gebräunt, dass es nicht auffiel. Ich lag mit Freundinnen auf unseren Decken und musste mir vor lauter Nervosität erstmal eine Zigarette ...