1. In der Nähe so fern


    Datum: 18.07.2024, Kategorien: Verschiedene Rassen Autor: byAuden James

    ... Schulter, die Lippen gespannt zu einem Halbgrinsen. »Ich kenne dich. Es ist ein Typ.«
    
    Sie war noch für einen Moment perplex.
    
    »Komm schon, raus damit.« Hannah stach nach einem Stück Melone. »Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass du's mir ungefragt nicht erzählen würdest.«
    
    Ruhig ausatmend rang Aiko die Hände. »Ich traf einen Typen da draußen …«
    
    Hannah steckte sich die Melone in den Mund, ohne ihr einen Blick zuzuwerfen. Zwischen ihnen verging ein Moment der Stille.
    
    »Er kam aus Finnland«, fuhr Aiko fort. »Die Austauschstudenten aus dem Ausland haben einfach irgendwie zusammen abgehangen, weißt du. Und wir haben uns gleich zu Beginn des Semesters gut verstanden. Ich fand ihn nicht heiß, am Anfang. Er machte keinen großen Eindruck auf mich. Aber dann …«
    
    »Dann …« Hannah verstummte für sie.
    
    »Er beschäftigte sich auch mit Photographie, aber sein Hauptmedium war Video … Als ich ihn besser kennenlernte, also er – also ich – ich kann im Moment einfach nicht über ihn reden.«
    
    »Es ist nicht gut ausgegangen?«
    
    »Nein. Ganz und gar nicht.«
    
    »Also … wie ist es ausgegangen?«
    
    Aiko mühte sich, Worte aus dem Ozean an Romanen, die sie in Gedanken bereits über die Trennung verfasst hatte, zu fischen. Sie scheiterte kläglich.
    
    Sie hörten die Eingangstür zu Hannahs Haus klickend aufgehen, dann zufallen. Schwere Schritte hallten durch die Diele.
    
    Hannahs jüngerer Bruder kam in die Küche geschlendert, den Blick nicht für einen Moment von Aikos Gesicht wendend. ...
    ... Sein kurzes, dunkles Haar glitzerte filzig auf seinem Kopf, schweißig und feucht. Er stolzierte mehr, als dass er ging, angeberisch, wie es nur bei Teenagern zu beobachten ist.
    
    »Hey, Aiko«, war alles, was er sagte. Sie dachte, dass sie ihn um Haaresbreite ein Grinsen zurückhalten sah. Oder eine Grimasse?
    
    Hannah gänzlich ignorierend riss er mit einem Ruck die Kühlschranktür auf, einen staubigen Basketball noch immer zwischen seine Hüfte und andere Hand geklemmt. Nachdem er sein Gesicht etliche Sekunden lang im Kühlschrank vergraben hatte, tauchte er mit einem überwiegend leeren Milchbehälter wieder auf. Er schnippte den Plastikdeckel mit dem Daumen beiseite und schüttete, was vom Inhalt übrig war, in seine Kehle. Aiko registrierte eine hitzige Röte, die rasend schnell sein schweißglänzendes Gesicht überzog.
    
    »Hey, Paul«, sagte sie, als er sich den Mund mit dem Handrücken abwischte. »Ist ein Weilchen her, nicht?«
    
    Er nickte, seiner Schwester schließlich doch einen verstohlenen Blick zuwerfend.
    
    »Was machst du so dieser Tage, Football spielen?« Aiko stierte eindringlich auf seinen dicken Bizeps. Er hatte die Ärmel seines schwarzen T-Hemds hochgekrempelt. Er entsprach mitnichten ihrer Erinnerung aus dem letzten Schuljahr an der Highschool. Der Paul zwei Jahrgangsstufen unter ihr war ein schlaksiger, hoch aufgeschossener Junge mit wilder Wuschelmähne gewesen, der in seine großen Hände und Füße erst noch hineinwachsen musste. Er war auch mehrere Schattierungen dunkler ...
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