1. In der Nähe so fern


    Datum: 18.07.2024, Kategorien: Verschiedene Rassen Autor: byAuden James

    ... Topfpflanzen; niemand, der aus dem Fenster äugte.
    
    Sie war an die fünf Straßen abgelaufen, ehe sie an einer Ecke auf ein Deli stieß. Aiko durchforstete ihr Gedächtnis.Führen Delis Wein? Sie fluchte still in sich hinein, als ihr einfiel, dass sie kein Geld mitgenommen hatte.
    
    »Hey!«
    
    Aiko wandte sich herum, als Paul in großen Schritten von der anderen Straßenseite auf sie zukam. Ein leises Lächeln erhellte sein Gesicht. Sein Mund öffnete sich ein klein wenig.
    
    »Hey, du schon wieder«, sagte sie.
    
    »Was machst du denn hier?« Er steckte beide Hände in die Hosentaschen.
    
    »Einen Spaziergang.« Aiko verstellte gedankenlos den Gurt ihrer Kamera.
    
    Paul blieb zwei Fuß entfernt von ihr stehen, doch schien ihr seltsam näher.
    
    »Machst auch Aufnahmen?« Er warf einen Blick auf ihre Kamera, dann zu ihr zurück.
    
    »Oh, jepp.«
    
    »Ist's nicht ein bisschen dunkel?«
    
    Aiko lächelte, ihr Gesicht allein erhellt vom orangenen Licht einer Straßenlampe einige Yards entfernt. »Ich mag's im Dunkeln zu photographieren.«
    
    Paul gab keine Antwort, aber zeigte ein breiteres Lächeln. Er atmete leise ein.
    
    »Gehst du zurück? Ich kann dich nach Hause begleiten«, sagte er.
    
    »Klar.«
    
    Sie gingen langsamen, beinahe zögerlichen Schrittes zurück zu Aikos Haus.
    
    Aikos Hände umklammerten den Kameragurt, plötzlich ihrer schrecklichen Konversationsunfähigkeit sich nur allzu bewusst.
    
    »Wie war die Party?«, fragte sie, erleichtert sich zu erinnern.
    
    »Die war in Ordnung.« Paul starrte ...
    ... geradeaus. »Ich bin früher gegangen, weil die Jungs zu trinken und zu rauchen anfingen.«
    
    »Aha.«
    
    »Ich mag das Ganze einfach nicht, weißt du«, sagte er, sich zu ihr umblickend.
    
    Seltsam, dachte sie. Es gab nicht einen Mitschüler in ihrer Abschlussklasse, der sich nicht vor dem letzten Schuljahr schon betrunken oder zugedröhnt hatte.
    
    »Und wieso?«, überlegte sie laut.
    
    »Ich glaube einfach – wenn ich jemals wirklich darauf einsteigen würde, würde ich einfach … den Verstand verlieren.«
    
    Aiko betrachtete die verdunkelten Fenster der Gebäude, an denen sie vorbeigingen, nicht sicher, wie sie reagieren sollte.
    
    »Wie war, äh, Japan?«, fragte Paul, seine Stimme ein wenig befangen.
    
    »War gut. Alles ziemlich teuer, aber seinen Preis wert, schätze ich.« Sie zuckte mit den Schultern. »Sehr verpackungsintensive Kultur.«
    
    An einem Fußgängerübergang kamen sie für einen Moment zum Stehen.
    
    »Die Kundenbetreuung dort ist eins a. Jeder ist unglaublich höflich«, fuhr Aiko fort. »Nahezu jeder jedoch scheint eine Unmenge zu trinken.«
    
    »Ha!«, lachte Paul. »Vielleicht sollte ich dort dann besser nicht hingehen.«
    
    »Nun, abgesehen davon, denke ich, würde es dir dort gefallen.« Sie realisierte augenblicklich, dass sie das unmöglich mit Sicherheit wissen konnte. »Zumindest dürftest du zu einem gewissen Grad dorthin passen.«
    
    »Warum? Sehe ich aus wie ein Japaner?«
    
    »Du könntest unter Umständen als Halbjapaner durchgehen. Von hinten zumindest.«
    
    Paul grinste. »Das macht das Viertel ...
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