Das Fenster
Datum: 28.07.2024,
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1 auf 1,
Autor: Herweg
Liebe Leserinnen und Leser, ich freue mich über faire Bewertungen und über Kommentare. Was hat Euch gefallen und was nicht?
In dieser Geschichte geht es um das Laufen, ein Fenster und was dies mit dem eigenen Charakter zu tun hat.
Das Fenster
Seitdem er die dreißig überschritten hatte, war es unübersehbar, dass er etwas für sich tun musste. Noch vor ein paar Jahren hatte er essen und trinken können, was er wollte, es setzte nicht an. Aber nun war er schon einige Jahre in seinem Job und durch die Büroarbeit bewegte er sich nicht mehr so viel wie früher. Also hatte er vor eineinhalb Jahren beschlossen, daran etwas zu ändern und wieder mit dem Laufen zu beginnen.
Nach mehreren Versuchen hatte er nach einigen Monaten die ideale Laufstrecke gefunden. Es gab drei Möglichkeiten. Eine kleine Runde von 5 km, eine mittlere von 10 km und eine große von 15 km. Alle waren sehr abwechslungsreich und hatten den Vorteil des gleichen Start- und Endpunkts. Und ein Teil der Strecke war ebenfalls gleich. Dies ermöglichte ihm, noch während des Laufens zu entscheiden, ober er nicht doch die längere Strecke nimmt. Das hatte ihm schon manchen Extrakilometer gebracht. Und während insbesondere seine verheirateten Kumpels immer fetter wurden, wurde er immer trainierter und hatte eine bessere Körperspannung. Besonders den Frauen fiel das auf und hatte ihm schon manch nette Nacht eingebracht. Daher versuchte er mindestens drei mal in der Woche zu laufen. Sein Rhythmus war Montag, Mittwoch ...
... und Freitag. Am schwierigsten war es am Montag. Da spürte er noch alle Sünden des Wochenendes in sich und der Arbeitstag war lang. Oft startete er dann schon relativ spät und lief nur eine kleine Runde.
Allen Runden war gemein, dass sie am alten Forsthaus endeten. Das letzte Stück bis zum Ziel war eine dreihundert Meter lange, weitgehend gerade Strecke, die leichtes Gefälle hatte und sich somit gut zum Auslaufen eignete. Am Ende mündete die Laufstrecke auf die kleine Landstraße, die kaum befahren war und die nach hundert Metern auf den Parkplatz führte, auf dem er immer sein Auto abstellte. Von hier war er dann in fünf Minuten zuhause und unter der Dusche.
Am Ende der Laufstrecke lag gegenüber der Einmündung auf die Landstraße das alte Forsthaus. Warum es so hieß, wusste er nicht. Denn es war eigentlich kein Forsthaus, sondern ein kleine Gründerzeitvilla aus gelben und roten Backsteinen. Der linke Teil des Gebäudes hatte eine Fassade, die etwas vorgezogen war und wie ein kleiner Turm wirkte, mit einem Giebel zur Straße hin. Hier waren auch große Fenster, sodass in diesem Teil wohl die repräsentativen Räume lagen. Der rechte Gebäudeteil hatte nicht ganz so große Fenster. Hier war das Dach auch quer zur Straße. Dafür war dieser Gebäudeteil etwas länger und enthielt auch den Eingang. Der Eingang war wie ein kleiner vorgebauter Pavillon zu dem mehrere repräsentative Stufen führten.
Gebaut hatte die Villa vor über hundert Jahren wohl einmal ein Fabrikant aus dem Ruhrgebiet, ...