Anonym
Datum: 15.02.2019,
Kategorien:
Voyeurismus / Exhibitionismus
Autor: Anonym
... ich den ersten Menschen auf der Straße begegne, komme ich mir furchtbar nackt vor nur in Hemd und Hotpants, auch wenn es Frauen gibt, die weniger anhaben als ich. Dass ich gerade wegen der Maske angestarrt werde, macht es nicht angenehmer für mich.
Ich komme auf den Marktplatz und bin überrascht so viele von uns zu sehen. Sie stehen in der Mitte um die zwei Bänke. Ich bleibe stehen und gucke, ob auch Frauen dabei sind. Ein paar haben lange Haare und eine weibliche Figur. Ich hoffe, dass das alles Frauen sind, und zähle, mit mir, sechs. Ich bin erleichtert, dass ich nicht die einzige bin. Aber die Männer sind deutlich in der Überzahl. Fünf oder sechs mal so viele.
Toll nicht alleine zu sein, aber das ändert nichts daran, dass ich immer noch gewaltigen Schiss habe mitzumachen. Noch könnte ich einfach umdrehen, weggehen und niemand würde erfahren, dass ich zu feige bin, mich für meine Überzeugungen einzusetzen. Andererseits macht die Maske mich anonym, und keiner würde erfahren, dass ich es doch tue.
Als mich jemand an der Schulter berührt, dreh ich mich erschrocken um und werde von Guy Fawkes angegrinst.
Über dem Grinsen führt ein geschwungener Bart, von der langen geraden Nase in weiten Bogen bis in Grübchen. Das Grinsen wirft hervorstehende Pausbacken, die rosa leuchten und sich von dem leicht gelben Teint abheben. Grübchen ziehen sich runter bis zu dem langen Kinn. Von der Oberlippe bis zum Kinn zieht sich ein spitzer Kinnbart. Die Augenbrauen sind in der Mitte ...
... streng nach unten gezogen. Aber die Augen in den dunkel schattierten Augenhöhlen mit den Falten an den Seiten schauen mich freundlich an.
Ich brauche einen Moment, um zu begreifen, dass ich die gleiche Maske trage und auch so aussehe. Ich frage mich, ob ich die Leute auch so erschreckt habe. Dann muss ich kurz lachen, als mir die langen, braunen Haare mit dem geraden Pony auffallen, die das Gesicht umrahmen. Sieht aus wie im Film, fehlt nur noch der Hut.
Weil ich am Gesicht nicht erkennen kann, ob ich einen Mann oder eine Frau vor mir habe, schaue ich kurz runter, und starre auf ein Bild von einer Überwachungskamera, die von großen Brüsten unter dem Shirt verzerrt wird. Sie nickt mir zu und stolziert auf hochhackigen Schuhen an mir vorbei zu den anderen. Das Klacken ihrer Schuhe übertönt den Lärm auf dem Markt. Sie trägt halterlose Strümpfe und auf ihrem Slip ist auch eine Kamera, die mit jedem Schritt hin- und herwackelt. Nach ein paar Metern dreht sie sich zu mir und winkt, ich soll ihr folgen.
Ich komme mir in meinem billigen, selbst bemalten Hemd, der einfachen Hotpants und den Turnschuhen schäbig vor. Aber darauf kommt es heute nicht an.
Ich folge ihr, bis wir mitten unter Guy Fawkes sind. Im Gegensatz zu anderen Demonstrationen, trauen sich heute nur ein paar bei der Sommerhitze einen Anzug zu tragen. Die meisten sind so angezogen wie ich: Shirts mit Aufschrift, einfache Unterhosen und bequeme Schuhe.
Ein paar Männer grüßen uns mit stummem Nicken. Bei der ...