1. Nacktes Mädchen im Brunnen


    Datum: 04.12.2019, Kategorien: Voyeurismus / Exhibitionismus Autor: baer66

    ... Liebesnacht auf der Stelle heiraten. Könnte glatt von einem Italiener sein!", kommentiert meine heißblütige Freundin. "Und dann ein wilder Seitensprung mit einem fiesen aber scharfen Rivalen. Ein Zweikampf, bis aufs Blut! Vendetta! Und was passiert bei Barylli?"
    
    'Da die Gründe für das Scheitern der großen Liebe im Beziehungsalltag in einschlägigen Ratgebern nachzulesen sind, hat sich Gabriel Barylli offenkundig der Mühe enthoben gefühlt, die Ausgangskonstellation seines jüngsten Romans plausibel zu machen. Maria bleibt als fleisch- oder besser papiergewordene Männerphantasie trotz ihrer Traummaße völlig konturlos. Sie dient nur als erzählerisches Trampolin, um Haller auf die notwendige tragische Fallhöhe zu katapultieren. Baryllis Figuren haben keine Zukunft, aber auch keine Vergangenheit. Das erste ist fatalistisch, das zweite fatal. So bleibt der amour fou bloße Behauptung, die als Hypothek auf dem ganzen erzählerischen Gebäude lastet.'
    
    "Papiergewordene Männerfantasie trotz ihrer Traummaße völlig konturlos! Der Vorwurf wiegt leider schwer!", unterstreiche ich die FAZ-Kritik.
    
    "Ja, typisch Mann. Hauptsache die äußeren Vorzüge einer Frau werden genau beschrieben, damit sich männliche Leser daran aufgeilen können! Wie das Mädchen denkt und was es fühlt, ist ja unwichtig!", schimpft Raffaela. "Keinerlei große Emotionen, Romantik oder zumindest ausführlich beschriebener Sex!"
    
    "Und der Kritiker wird noch sarkastischer", beende ich mein Beispiel:
    
    'Der Klappentext ...
    ... nennt Barylli "einen der bekanntesten (. . .) Buchautoren der Gegenwart". Das gibt zu denken, denn es mag Leser geben, die seinen Roman als Manifest einer ökologischen Stadtguerrilla verstehen werden. Auch mit heißer Luft kann man Wind säen. Weiß Barylli wirklich, was er tut?
    
    '
    
    "Recht geschieht ihm, dem vielschreibenden Schnösel!", spendet Raffaela der Kritik Beifall. Offensichtlich ist sie auch kein Freund von Barylli. "Gibt es denn nichts Einfühlsameres oder wenigstens erotisch Spritzigeres aus deutscher Feder über diesen einzigartigen Ort?"
    
    "Da hätte ich noch ein kleines Stück von Herbert Rosendorfer", versuche ich mein Glück noch einmal. "Wie findest Du das?"
    
    '„Ist sie die Nackte da?“ „Sie haben ja von Rom sehr wenig gesehen ... nach Ihrem Malheur am ersten Abend. Es gibt einen großen, schönen Platz, der heißt Piazza Navona, mit drei Brunnen. (…) Der mittlere ist der da, auf dem Bild: mit dem Obelisk. Vier-Flüsse-Brunnen. Seit zwei Tagen beobachteten die Carabinieri, daß ein deutsches Mädchen zum Gaudium der Passanten in den Brunnen sprang. Danach sammelte sie Geld. Wenn einer 50 000 Lire gab, sprang sie nackt hinein. Es hat sich herumgesprochen. Gestern abend waren dann schon die Reporter da. Die Carabinieri haben das Mädchen festgenommen.“'
    
    "Das ist gleich eine viel lustigere Geschichte!", ist Raffaela sofort begeistert. Diese deutschen Touristinnen! Nackt in den Brunnen! Und das für ..., Moment, umgerechnet € 25! Unglaublich!" "Na ja, die Geschichte ist ...