1. Der Onkel -- Teil 01


    Datum: 04.02.2021, Kategorien: Transen Autor: byGesa

    ... war. Aber seit bald acht Jahren war er kein Außenseiter mehr gewesen. Die Heirat mit Ida hatte ihn dann endgültig aus dieser Rolle befreit.
    
    Deshalb war er ihr auch unendlich dankbar gewesen. Er hatte keine vernünftige Ausbildung bekommen, weil sein Vater immer auf Tournee war. Das einzig solide Fundament war die tänzerische Ausbildung, die er praktisch inhaliert hatte. Für das Ballett hatte es nicht gereicht, auch deshalb nicht, weil sein massiver Körperbau etwas im Wege stand. Er hatte Ida in der wirren Zeit der Wende kennengelernt. Sie hatte ihm kurz danach eine Partnerschaft für eine Tanzschule vorgeschlagen. Sie hatte als Ballettlehrerin an der Schule gearbeitet, aber war gekündigt worden, wie so viele. Sie hatten beide ihr Geld zusammengekratzt und ein altes, marodes Herrenhaus als Tanzschule erworben. Dazu gehörte noch ein kleines Haus am Eingang für den ehemals dort wohnen Pförtner. In diesem Haus wohnten sie, weil die Privatwohnung im Gutshaus noch nicht fertig renoviert war. Die Räume der Tanzschule hatten Priorität.
    
    Seitdem war er ein anerkanntes Mitglied der Gesellschaft, kein Außenseiter mehr. Sie hatte die lokalen Verbindungen und den notwendigen Bekanntheitsgrad. Er hatte die handwerklichen Fähigkeiten für eine Renovierung, die er als Hilfe im Bühnenbau bei den Reisen seines Vaters erworben hatte.
    
    Es war bestimmt keine Liebesheirat, aber Ida und er hatten sich schätzen gelernt. Sie hatte ihn damit auch aus dem Dunstkreis der Schwulenszene und der ...
    ... Sowjetfreunde befreit, die ihm immer im Wege gestanden hatte, sobald er den Namen seines Vaters erwähnt hatte. Deshalb hatte er bei der Zweckheirat auch den Nachnamen seiner Frau angenommen und hieß nun Reinhard Schuster. Gut, ab und zu hatten sie auch Sex, aber das war für sie beide eher ein Ventil, als ein Ausdruck von sexueller Anziehung. Irgendwie hatte es nie bei ihnen gefunkt. Sie hatte ihm beim Sex nie ins Gesicht blicken wollen.
    
    Die Besuche von ihrem Neffen Merle Schuster waren bisher reine Routine gewesen. Er hatte bisher nie viel Zeit darein investieren können. Er hatte bisher Ida dafür in den Sommerferien mehr Zeit gegeben und das auch gekonnt, weil Bälle in dieser Zeit eh nicht so beliebt waren, sondern eher Tanz-Partys. Nun, Ida war weg und würde wahrscheinlich nicht wiederkommen. Das war ein Jammer nicht nur für ihn persönlich, sondern auch für das Geschäft. Manche Bälle ließen sich besser mit einer ständigen Partnerin oder noch besser mit einer Ehefrau an der Seite verkaufen.
    
    Auf dem Bahnsteig würde Merle relativ leicht zu erkennen sein. Sein Neffe Merle war nicht der sportliche, männliche Typ. Er hatte leichtes Übergewicht. Er war relativ klein und hatte weiche Gesichtszüge, praktisch bartlos dazu -- was bei hellblonden Haaren nicht so selten war. Nicht gerade der Brüller bei den Mädchen. Immerhin konnte er gut tanzen. Zweimal hatte er ihn im letzten Jahr gebeten als ‚Gastherr' einzuspringen, wenn zu wenig Jungens in einem Kurs für einen Abschlussball ...
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