1. Trio informale


    Datum: 20.06.2021, Kategorien: CMNF Autor: LaVie

    ... zumindest nicht im Bett. Er konnte die Entfernung zwischen Mond und Erde zu jedem beliebigen Zeitpunkt berechnen, doch im Bett fehlte ihm immer das richtige Timing. Er zögerte das Vorspiel unnötig hinaus und stieß ein dann wie ein Presslufthammer in mich hinein. Nach fünf Sekunden war alles vorbei.
    
    Auch beim Lecken stellte er sich doof an: er ertränkte meine Vagina in seiner Spucke, ohne auch nur einmal mit seiner Zunge meine Perle zu erreichen. Immerhin hatte ich so mein schauspielerisches Talent gefördert und konnte Orgasmen besser vortäuschen als mancher Pornostar. Unglücklicherweise konnte ich das nicht im Lebenslauf anführen. Jan hatte nur einen entscheidenden Vorteil: Er war da. Bis auf seine wöchentliche Warhammer-Spielrunde und die Besuche bei seiner Mutter war er fünf Tage lang nur mit dem Lesen gelber Heftchen und amerikanischen Sitcoms mit einem Hauch ‚Anspruch‘ beschäftigt. Sein Studium der Naturwissenschaften passte irgendwo dazwischen, war aber nicht von Bedeutung. Wann immer ich Jan brauchte, war er einfach da. Sicher, ihn für Spaziergänge im Park zu begeistern war schwer, dafür konnte man bei ihm gut Sonntage mit Tee, Kuscheln und Fernsehen verbringen. Auch anschweigen ging gut, schließlich hatte er eine unübertroffen weiche Bettdecke und einen Balkon. Auseinander trieb uns schließlich eine Diskussion über Charles Bukowski: Während ich ihm immerhin einen Funken Verstand, wenngleich keine Genialität, zugestand, war er für Jan nur ein alkoholkranker Angeber, ...
    ... dem man fälschlicherweise mehr Intellekt zuschrieb, als er vermutlich hatte. Und wie üblich gibt es bei solchen Auseinandersetzungen nur zwei Optionen – Krieg oder Frieden, Sieg oder Niederlage, meine Meinung oder gar keine. Wir entschieden uns für ‚gar nichts‘ und beendeten unsere Beziehung, bevor wir auf die Idee kamen herauszufinden, woran wir wirklich scheiterten.
    
    Doch das Leben ohne Jan war öde. Besonders die Sonntage. Und die Montage. Und die Dienstage. Mittwoche. Donnerstage. Freitage. Samstage. 20 Stunden pro Woche plus 10 für die Vorbereitung auf Verabredungen, die man auf einmal mit sich verbringen musste. Und mich zu ertragen war nicht einfach, besonders, wenn man ständig über Kleinigkeiten grübelt. Anfangs fühlt sich das gut an, aber bald geht man sich so sehr auf die Nerven, dass man versucht sich abzulenken – Lesen, Spazierengehen, Filme gucken. Aber alles ist nur halb so schön, wenn man niemanden hat, mit dem an sich darüber aufregen oder lachen kann. Jemandem beim Schlafen zuzugucken kann auch wundervoll entspannend sein, aber ich neige dazu, im Schlaf zu sabbern, was in mir eher Schamgefühle als Euphorie auslöste. Und mein Kuscheltier verzieht beim Schlafen keine Miene, auch wenn es niedlich aussieht.
    
    Das schlimmste war aber der fehlende Sex – auch wenn er schlecht ist, passiert in unserem Körper immer dasselbe: Adrenalin und Oxytocin werden ausgeschüttet, selbst wenn uns kein echter Kerl, sondern nur ein babyblauer Plastikstab befriedigt. Sex lässt uns ...
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