1. Geschwistertausch: Ingrid -- Teil 01


    Datum: 04.10.2021, Kategorien: Erstes Mal Autor: byponygirlie

    ... Sorgerecht auch für Iris erhalten können, nach meiner Meinung.
    
    Mein Stiefvater war als bekennender Evangelikaler sehr konservativ, konsequent und ein ehemaliger Schweizer Offizier. Meine Mutter war nicht weniger traditionsgebunden. Ihrer beider Ideen über meine Erziehung fand ich immer kontrovers, solange ich mich erinnern konnte und sie blieben es auch im Hinblick auf meine Zukunft.
    
    Nach meinem 16. Geburtstag hatte ich durchgesetzt, in den Sommerferien ein Praktikum in einem Kongresshotel machen zu können. Es hatte mir gut gefallen, aber meine Eltern waren von der ihrer Meinung nach für eine Frau unschicklichen Karriere im Kongressgeschäft alles andere als begeistert. Es hatte mehrere Male einen handfesten Streit gegeben, als ich damals Überlegungen geäußert hatte, zu studieren und später Betriebswirtin zu werden. Noch mehr als ich ausgedrückt hatte, wie ich mich dafür kleiden und aussehen wollte.
    
    Der aktuelle Kompromiss zum Studium bestand darin, dass sie mir nach dem Abi einen Auslandsaufenthalt in einem akzeptablen Au-pair-Programm erlaubten. Dies entweder als Au-pair in einer katholischen Familie in Irland oder alternativ in einer evangelikalen Familie. Soweit waren wir uns halbwegs einig, aber mein Stiefvater bekam Zustände, wenn ich von einem Studium danach redete und ich selber fühlte mich genervt, wenn er von der Verlobung mit einem seiner Freunde aus dem Kirchenrat anfing oder gar vom Eintritt in die evangelikale Gruppe als Dienst an Gott ...
    ... schwärmte.
    
    Umgekehrt bekam ich Zustände bei ihren Vorstellungen von meinem Aussehen, die in meinen Augen absolut antiquiert waren. Einen Dutt oder ähnliche sittsame Frisuren zu tragen, damit das Haar ‚ordentlich' aussah und nicht frei schwingen konnte, fand ich blöd. Hier war der Kompromiss ein kurzer Pagenschnitt mit begrenzt frei schwingenden Haaren, aber dafür auch ohne altmodischen Dutt.
    
    Immerhin hatte ich eine Freundin, die es auch nicht leichter hatte. Die stämmige Ulrike war aber nicht so rebellisch wie ich, sondern sie sah es als ihre Bestimmung und ihre Pflicht an, den Eltern zu gehorchen. Wobei es ihr trotzdem nicht gefiel, in ihrem Alter noch übers Knie gelegt zu werden.
    
    Das zumindest hatte ich in den letzten beiden Jahren meistens erfolgreich abwenden können, weil ich die ungewünscht hochkommenden Gefühle dabei unbedingt vermeiden wollte. Die gemeinsame Vergangenheit der elterlichen Disziplin erwies sich aber als starkes Bindeglied der Freundschaft zwischen uns beiden. Wir konnten darüber reden, wo wir aus Scham nicht mehr mit den anderen aus der Klasse reden konnten. Ich meine, wer ist als Abiturientin schon geneigt zuzugeben, dass man noch von den Eltern in dieser Art bestraft wird?
    
    Ähnlich grotesk fand ich es, dass ich nicht im Apartment meiner Schwester übernachten durfte, sondern bei einer Glaubensschwester meiner Mutter, weil es sonst nicht schicklich sei. Meine Schwester hätte nämlich vorletztes Jahr dort mit einem Mann für mehrere Monate ...
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