1. Der dritte Versuch


    Datum: 10.04.2022, Kategorien: Romantisch Autor: Icke

    ... den Wohnungen werden Schulsachen, Kleidung und - ich hatte es eigentlich nicht anders erwartet - ein uraltes Laptop sowie die Post geholt. Danach fahren wir um halb sieben wieder los.
    
    Wir fahren noch zu Betty ins Heim und holen ein paar ihrer Sachen. Auf die Frage nach einem Laptop schüttelt sie traurig den Kopf: "Wir haben einen alten Computer für unsere Gruppe, aber wir sind 12 Schüler. Da bleibt nicht viel Zeit für mich. Ich bin oft in der Bibliothek, da gibt es freie Computer und ich lerne da dann meistens auch."
    
    Auf der Fahrt zurück, biege ich spontan rechts ab auf den Parkplatz einer großen deutschen Elektronikkette: "Ihr bleibt im Auto, ich muss noch was besorgen. Kann aber ne halbe Stunde oder so dauern."
    
    Nach tatsächlich knapp 30 Minuten komme ich mit zwei großen Tüten wieder und packe diese in den Kofferraum. Beide schauen mich neugierig an, doch ich zucke nur grinsend mit den Schultern.
    
    Kurz vor unserem Haus beugt sich Frank vor und meint nur leise: "Danke, dass du da bist" und drückt meine Schulter.
    
    Ich habe einen großen Kloß im Hals und konzentriere mich aufs Fahren, sehe aber im Rückspiegel, dass Frank sich wieder an Betty gekuschelt hat, die mich lächelnd mit feuchten Augen ansieht.
    
    Zuhause angekommen gibt es einen ersten Dämpfer. Sabines Arbeitgeber hat ihr tatsächlich gekündigt, aber aus ihrer Sicht wäre der Schritt sowieso gekommen, da der Chef ein alter Schulfreund von Wolfgang, ihrem Ex, ist.
    
    Sie lächelt mich aber an: "Ich würde gerne ...
    ... doch auf dein Angebot eingehen. Lass uns das bitte später besprechen."
    
    Als ich dann die Laptops für Frank und Carsten auspacke, können die beiden ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie bedanken sich, vor allem, als ich ihnen diese einfach so schenke. Sabine schüttelt - vorsichtig - den Kopf und schaut mich ernst an. Ich denke, dass da heute noch ein Gespräch fällig ist. Karin, die den Blick bemerkt hat, lächelt mich an und zeigt mir versteckt einen nach oben gestreckten Daumen. Die beiden haben wohl den Nachmittag zum Reden genutzt.
    
    Nach dem Abendessen schicke ich alle in ihre Zimmer. Ich bin auch offen und sage, dass ich nach diesem Tag einfach ein wenig Ruhe brauche. Interessanterweise gibt es keinen Widerspruch und kurz darauf sitze ich, mit meinem Tablet in der Hand und lese mich durch die aktuellen Nachrichten. Vor mir ein Glas Wasser, da ich inzwischen echt ein schlechtes Gewissen bekomme, wenn ich an die Whisky-Flaschen im Schrank denke.
    
    Ich werde langsam müde. Es ist zwar erst halb neun, aber der Tag war kurz und in meinem Kopf schwirrt es. Der Angriff, Sabine, die Kinder, der Besuch bei Thomas Brandt. Gerade dieser hat mich emotional komplett aus der Bahn geworfen. Das war dann das i-Tüpfelchen und jetzt sitze ich hier, möchte einen Whisky trinken und traue mich nicht.
    
    "Scheißuniversum", sage ich leise und lasse das Tablet vor Schreck fallen, als jemand in der Tür zum Schlafzimmer sagt: "Das sagt man nicht. An deiner Ausdrucksweise müssen wir arbeiten, ...
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