Alisha: Das Pfingstmartyrium Teil 08
Datum: 03.06.2019,
Kategorien:
BDSM
Autor: byAstrum Argenteum
... verinnerlicht hatte. Und ich verstand, dass der Ekel nur eine Illusion ist, die Projektion gesellschaftlicher Vorstellungen darüber, was unrein ist. Und dann kam natürlich auch wieder Sophia zu mir. Sie zu sehen, wie leidenschaftlich sie dabei ist, löst eh alle Barrieren und Hemmungen sofort auf. Sie ist die lebende Antithese für dieses ganze unsinnige Tabu."
Ich war beeindruckt, und schwieg. Dennoch nagte der Zweifel weiter in mir. Ein Teil in mir konnte, oder wollte nicht verstehen, wie ein Mensch solche Extreme aushalten kann, geschweige denn ihnen etwas abgewinnen. Es war die Stimme in mir, die in Alisha immer noch das Opfer sehen wollte. Eine Stimme, die ich versuchte zu widerlegen, die aber hartnäckig war. Daher fragte ich sie: „Verstört es dich nicht manchmal selbst, was in dir steckt? Welche Form deine Lust annimmt? Hast du nicht Angst, dass es dir doch Schaden zufügt? Dass du in Wirklichkeit ein Monster erschaffst?"
Alisha schaute mich ernst an und knibbelte dabei am Etikett der Bierflasche. „Natürlich habe ich diese Gedanken. Es wäre seltsam, wenn es nicht so wäre. Was ich mir antue" -- sie betonte das letzte Wort -- „um es mal so zu formulieren, ist ein Widerspruch, den kaum jemand versteht. Leute lehnen es ab, finden es zu krass, ekelhaft, und verurteilen mich dafür. Die einzigen, die es verstehen, sind diejenigen, die auch beschädigt sind. Ich glaube, dass viele Frauen im BDSM etwas suchen, was ihnen Linderung verschafft, oder auch Bestätigung, Stolz, ...
... Selbstrespekt, weil sie verletzt sind. Also, richtig verletzt, seelisch verwundet. Und für viele wird es enttäuschend sein, weil sie dabei erleben, dass sie wieder an Menschen geraten, die sie nur verletzen wollen. Echte Sadisten, Typen, die nur quälen wollen, weil sie selbst kaputt sind. Und ich glaube, dass viele Frauen dabei zugrunde gehen. Und dann ist BDSM keine Heilung, sondern ein Gefängnis. Über all das habe ich sehr viel nachgedacht."
Sie überlegte wieder einen Moment und zündete sich eine weitere Zigarette an: „Und wenn du mich jetzt fragst, ob mich das nicht selbst auch betrifft, was soll ich sagen. Es ist eine Gratwanderung, ein Spiel mit dem Feuer. Ich glaube an meine Philosophie. Die Welt wollte mich kaputt machen, aber das akzeptiere ich nicht mehr. Ich räche mich auf meine Weise an ihr, in dem ich ihr den Spiegel vorhalte. Und in dem ich tue, was ich will. Wenn ich will, dass mir ein Mann Schmerzen zufügt, dann tut er das unter meinem Willen. Versucht er es gegen meinen Willen, werde ich mich wehren und es wird nicht gut ausgehen für ihn. Und genau hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Es gibt die Sadisten und die Würstchen, beide interessieren mich nicht. Was mich interessiert sind Menschen, die bereit sind, in ihren Abgrund zu schauen und dabei zu lernen."
Meine Finger glitten über die weiche Haut ihrer Oberschenkel, fuhren die hellen Konturen vernarbter Schnitte entlang. „Verspürst du denn nicht auch den Wunsch, anderen Schmerzen zuzufügen? Also ...