1. Sexualkundeunterricht


    Datum: 08.09.2022, Kategorien: Schamsituation Autor: derpoet

    ... einem Glas.
    
    „Hat Ihnen Frau Rist nichts zu trinken angeboten?“
    
    „Doch, aber wir benötigen nichts. Danke.“
    
    „Wo war ich stehen geblieben? Ah ja, die Gesellschaft. Für gesunde, junge Leute ist Nacktheit selbstverständlich. Wir leben in einer Zeit, in der sich ein junger Mensch alle Informationen, die er benötigt, aus dem Internet saugen kann. Eine Umfrage hat ergeben, dass Jugendliche bereits im Alter von 11 Jahren, im Internet nach pornografischen Inhalten suchen.“
    
    Wieder hielt sie inne und blickte uns fragend an.
    
    „Können sie sich vorstellen, als heranreifender Erwachsener nicht einmal zu wissen, wie das andere Geschlecht aussieht? Genau so ist es, wenn man von Geburt an blind ist. Für einen blinden Menschen gibt es nichts wichtigeres im Leben, als Anfassen! Der Tastsinn sind seine Augen. Das Problem ist jedoch, dass es Dinge in unserer Gesellschaft gibt, die man nicht einfach anfassen kann und hier wollen wir Abhilfe schaffen. Können sie mir so weit folgen?“
    
    Ich musste mir einen Kommentar verkneifen. Obwohl sie noch jung aussah, war sie wohl schon etwas zu lange als Lehrerin tätig. Ich nickte.
    
    „Ich bin froh, dass sie sich auf unsere Anzeige hin gemeldet haben und mir ist es sehr wichtig, dass sie den Grundsatz unserer Idee verstehen. An ihnen beiden hängt unser gesamtes Projekt. Sie sind nämlich die einzigen ernst zu nehmenden Kandidaten, die sich auf unseren Aufruf hin gemeldet haben.“
    
    Etwas erstaunt blickten wir Frau Janßen an.
    
    „Im ...
    ... Ernst?“
    
    „Leider ja. Wie schon gesagt, wir leben in einer prüden Gesellschaft. Außerdem kann man bei uns nicht berühmt werden. Wären wir ein Fernsehsender und würden ein TV-Format planen, bei dem die Teilnehmer nackt durch den Dschungel hüpfen müssten und Würmer fressen, hätten wir wohl eine deutlich größere Auswahl.“
    
    Ich war erstaunt über ihre Ausdrucksweise.
    
    „Egal. Mit Ihnen haben wir, was wir brauchen. Ich muss zugeben, sie wären nicht meine erste Wahl gewesen. Damit komme ich gleich zu dem Punkt, der mich stört.“
    
    Sie schaute auf Marie und sprach weiter.
    
    „Ihr Intimschmuck. Die jungen Menschen sollen den Körper in seiner natürlichen Schönheit erforschen. Hierfür finde ich ihre Piercing völlig fehl am Platz. Daher würde ich sie bitten, ihren Körperschmuck für den Unterricht herauszunehmen. Ich hoffe, dass ist für sie in Ordnung?“
    
    „Kein Problem.“, nickte Marie.
    
    „Dann möchte ich sie bitten, die Formulare gründlich durchzulesen und zu unterschreiben. Ich weiß, es ist ziemlich viel Papierkram, für solch eine Lappalie, aber leider ist es erforderlich. Wenn sie möchten, können sie sich gerne Zeit nehmen, oder die Unterlagen mit nach Hause nehmen.“
    
    Sie schob uns zwei Stapel Papier zu und Marie blätterte flüchtig durch, bis zur letzten Seite. Mit Papierkram hatte Marie nicht viel am Hut und ohne zu zögern, griff sie nach dem Kugelschreiber und unterzeichnete. Ich folgte ihrem Beispiel.
    
    „Das ging aber schnell. Sie haben sich den Vertrag überhaupt nicht durchgelesen, noch ...
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