1. Pfarrhaus 02


    Datum: 06.06.2019, Kategorien: Transen Autor: byGesa

    ... Chorgesang ging. Das war das einzige Mal, wo ich richtig bewundernde Blicke auf mich ziehen konnte, als wir Übungen zum Chorgesang durchführten. Sonst war ich immer in der Rolle des Kükens, aber in diesem Falle war ich einmal in der Experten-Rolle. Dieser Tag tat mir gut.
    
    Nach dem gemeinsamen Chorsingen betrachtete mich auch Katharina mit anderen Augen. Mit den fortschreitenden Tagen war sie zu so etwas wie einer Art von Freundin geworden. Es kam mir immer noch merkwürdig vor, aber es war einfach so. Inzwischen hatte sie mir auch bei der Frisur geholfen. Ich trug jetzt mit ihrer Hilfe eine vorne kurze Ponyfrisur, wobei die längeren Haupthaare in einem Zopf im Nacken gebunden waren. Am Vortag hatte eine Kursteilnehmerin aufgegeben -- nun fragte mich Katharina, ob wir beide uns nicht ein Doppelzimmer für die zweite praktische Kursetappe teilen wollten. Diese Möglichkeit bestünde jetzt, da die Frau in ihrem Zimmer gerne zu der jetzt allein in ihrem Doppelzimmer befindlichen Freundin ziehen wollte. Katharina hatte so viel für mich getan, dass ich nicht nein sagen konnte oder durfte, auch wenn mir das ziemlich unheimlich war aufgrund der noch größeren Nähe.
    
    Peter Müller war halb zufrieden
    
    Er hatte eine Beamtin auf Probe, die sich noch erst bewähren musste, mit einer einfachen Aufgabe betraut. Sie sollte den Kursus unauffällig darauf prüfen, ob sich Georg Maria dort vom optischen Eindruck und vom Verhalten her gut integriert hatte. Georg Singer schlug sich im Auftreten ...
    ... relativ gut, dem Bericht nach zu urteilen. Der junge Mann hatte die verabredete Tarnung als Maria verhaltensmäßig gut umgesetzt, wenn auch das weibliche Erscheinungsbild noch zu wünschen übrig ließ. Er würde dem Aussehen von Georg mit einem weiteren Klinikaufenthalt nachhelfen.
    
    Es war immer gut, einen umgedrehten Spion wissen zu lassen, dass er jederzeit kontaktiert werden konnte. Wer sich einmal hatte umdrehen lassen, konnte das auch ein zweites Mal tun. Da half es ihn diskret wissen zu lassen, dass er überprüft werden konnte, damit er das eben nicht ein zweites Mal tat.
    
    So wie es aussah, wurde auch sein Gegenspieler von der Stasi nach dem Klinikaufenthalt sehr zufrieden sein und sich immer mehr aus dem Fenster lehnen. Hauptmann Wiesner war gerade dabei sein berufliches Grab selber zu schaufeln, auch wenn ihm das natürlich nicht bewusst sein konnte.
    
    Nach dem Klinikaufenthalt waren es nur noch rund drei Wochen, bis die sogenannte ‚Maria von Roden' zur ‚Haushälterin' von Pater Erik von Roden wurde. Sobald Harald Whistler diese Bestätigung in seinen Händen halten würde, würde er die Schritte unternehmen, die dann letztlich seine Glaubwürdigkeit untergraben sollten. Natürlich würde er einige Wochen warten, bis er die Bombe platzen lassen würde. Alle bei der Stasi sollten sich sicher sein, dass sie laut Hauptmann Wiesler einen Spion bei der Führungsakademie der Bundeswehr platziert hatten. Nicht nur Wiesler würde dann sein Gesicht verlieren, sondern auch die Stasi gegenüber ...
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