Der Alte
Datum: 05.01.2023,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Freudenspender
... nur zur Uni, habe gelernt, viel geweint und mich nachts im Bett von einer Seite zur anderen gewälzt. Immer wieder habe ich von Alex und mir geträumt. Ich habe drei Kilogramm verloren und fühle mich fürchterlich. Anfangs haben die Jungs an der Uni versucht mit mir zu flirten. Vermutlich finden sie eine Frau mit Ferrari sexy. Nur leider habe ich keinen Ferrari mehr. Wobei mir ehrlich gesagt der Ferrari egal ist. Ich vermisse seinen Besitzer.
Sie haben dann bald damit aufgehört. Nachdem ich die ersten fast schon gemein abgewimmelt habe, weil ich einfach nicht in Stimmung war, haben auch die übrigen ihre Versuche aufgegeben. Wer will sich schon eine sichere Abfuhr holen?
Es ist Donnerstagabend und Sam besucht ihre Eltern. Ich bin allein in der Wohnung, obwohl mir die Decke auf den Kopf fällt. Doch allein irgendwohin gehen ist auch keine Alternative. Deshalb hänge ich vor dem Fernseher.
Plötzlich klingelt es. Schwerfällig erhebe ich mich und gehe zur Gegensprechanlage. Ein wenig missmutig, weil ich in meiner Lethargie gestört werde, frage ich, wer da ist.
"Ich bin´s, Kevin."
"Sam ist nicht da", sage ich kurz angebunden und hänge ein. Sofort klingelt es noch einmal.
"Was ist denn?", belle ich genervt in den Hörer.
"Ich will zu dir?"
"Um mich jetzt hier zu beschimpfen, nachdem ich nicht mehr zu euch komme? Nein danke. Darauf habe ich echt keine Lust!"
"Vera, lass uns reden."
"Worüber?"
"Darüber, dass ich ein Idiot bin."
"Gratulation zur ...
... Erkenntnis, aber ich habe keinen Bedarf an einem Gespräch mit dir."
"Vera, bitte! Nur fünf Minuten."
"Das hat doch alles keinen Sinn mehr."
"Bittee, wirklich nur ganz kurz", bettelt er. Keine Ahnung warum, aber ich lass mich erweichen.
"Na gut, fünf Minuten und keine Sekunde mehr."
Ich drücke auf den Türöffner und warte an der Wohnungstür. Kevin kommt zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hoch. Sein Gesichtsausdruck ist anders als sonst. Er ist ernst und ... beschämt, ja, tatsächlich, er schämt sich."
"Hallo Vera", sagt er vorsichtig. Auch seine Körperhaltung ist anders. Mir kommt es beinahe so vor, als würde er den Kopf zwischen die Schultern ziehen.
"Komm rein!", sage ich nicht gerade freundlich. "Ich denke nicht, dass die gesamte Nachbarschaft mithören solle."
Ich drehe mich einfach um und gehe voraus ins Wohnzimmer. Ich setze mich auf die Couch. Ich achte eigentlich nicht einmal darauf, ob er mir hinterherkommt. Aber ich höre, wie er brav die Wohnungstür schließt. Wenig später erscheint er im Türrahmen.
"Darf ich?"
"Ich habe doch gesagt, komm!"
Ich bin immer noch auffallend reserviert. Vermutlich ist er auch deshalb vorsichtig. Beinahe schon schüchtern kommt er ins Zimmer und setzt sich in den Sessel mir gegenüber.
"Und, was ist?", frage ich
"Es tut mir leid", meint er.
"Was genau?"
"Eigentlich alles. Vor allem aber, was ich zu dir gesagt habe und wie ich dich behandelt habe."
Ich ziehe eine Augenbraue nach oben. Ich bin immer ...