Der Alte
Datum: 05.01.2023,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Freudenspender
... stark zu bleiben und nicht zu heulen. Aber ich weiß auch, dass es die einzig richtige Entscheidung war. Irgendwann wäre alles zerstört gewesen, selbst die Erinnerungen. Die will ich mir bewahren und deshalb musste ich gehen, auch wenn es mir unglaublich schwerfällt.
Einige Zeit später klopft es an meiner Zimmertür. Ich achte nicht darauf. Es klopft erneut und wieder reagiere ich nicht. Ich will niemanden sehen.
"Hallo Vera, ich bin´s Sam, darf ich reinkommen?"
Ich antworte nicht, Ich weiß nicht, ob ich das ertrage. Sie ist schließlich mit Kevin zusammen. Mit ihm, der mir mein Glück nicht gönnt und es zerstört hat. Aber sie ist auch meine Freundin und sie lässt sich nicht so leicht abwimmeln. Sie öffnet einfach die Tür und kommt herein.
"Was ist denn los?", will sie wissen.
"Hat Alex dich verlassen?", legt sie nach, als ich nicht antworte.
"Nein, er nicht."
"Du hast Schluss gemacht?"
"Es musste sein."
"Es musste sein? Spinnst du? Ich sehe doch, wie sehr du leidest."
Ich schaue zu ihr auf und erkenne ehrliches Mitgefühl in ihrem Blick. Also raffe ich mich auf, setze mich hin und erzähle ihr alles. Ich erzähle, was Kevin gesagt hat, wie er mich behandelt hat und meine Überlegungen dazu.
"Das ist echt scheiße von ihm."
"Ich will mir nicht auch noch meine Erinnerungen kaputt machen lassen und das würde er auf Dauer, garantiert."
"Ich verstehe dich. Das könnte echt sein", meint Sam.
Es ist inzwischen Abend und sie überredet mich, etwas zu ...
... essen. Wir kochen gemeinsam und langsam kehrt ein wenig Normalität in meine Leben zurück. Natürlich tut es noch fürchterlich weh, aber es hilft, zu wissen, eine Freundin wie Sam zu haben.
Als wir am Abend schlafen gehen wollen, klingelt es an der Tür. Sam steht auf und meldet sich an der Gegensprechanlage.
"Wer ist da?", höre ich sie fragen. "Du? Du kannst gleich wieder verschwinden."
Dann hängt sie den Hörer einfach wieder auf. Ich schaue sie verdutzt an. Der entschlossene Blick, den ich bei ihr so nicht kenne, überrascht mich. Dann klingelt es noch einmal. Sie nimmt den Hörer der Gegensprechanlage ab, wartet aber nicht ab, was der auf der anderen Seite sagt.
"Ich habe gesagt, du sollst verschwinden", bellt sie hinein. Dann hängt sie, ohne auf eine Antwort zu warten, gleich wieder ein.
"Der kommt mir heute nicht mehr ins Haus. Er hat dir zu sehr wehgetan."
"Danke", sage ich. "Aber du musst nicht Rücksicht auf mich nehmen. Ich kann auch in meinem Zimmer verschwinden."
"Das wäre noch schöner, dass du dich verstecken musst."
Wir wünschen uns noch eine gute Nach und ich verschwinde im Bad. Als ich auf dem Weg in mein Zimmer bin, höre ich Sam, die in ihrem Zimmer telefoniert.
"Ich weiß nicht, ob ich mit einem Menschen zusammen sein will, der so gefühlskalt ist", höre ich sie sagen. "Es ist vermutlich besser, wenn du dich ein paar Tage nicht meldest. Ich muss nachdenken - ja, über uns."
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Es sind fast zwei Wochen vergangen. Ich bin in dieser Zeit ...