Die nackte Frau im Garten
Datum: 08.01.2023,
Kategorien:
CMNF
Autor: baer66
Die Samtvorhänge werden lautlos zur Seite geschoben, die schöne Nackte mit dem Diadem tritt ein. Ohne ein Wort zu sagen legt sie sich lächelnd zu mir ins Bett. Die Szene erregt mich ungemein, schließlich handelt es sich um eine junge attraktive Frau, die sich ganz nah an meiner Seite räkelt, so wie Gott sie geschaffen hat!
Mitten in den Hügeln der Toskana, gleich gegenüber dem malerischen mittelalterlichen Städtchen San Gimignano, das berühmt für seine weithin sichtbaren Geschlechtertürme ist, liegt an der früheren Seidenstraße im Weinland des Vernaccia zwischen alten Zypressen das ehemalige Kapuzinerkloster La Collegiata aus dem 16.Jahrhundert. Die Contessa Luisa Guicciardini-Strozzi hat das etwas verfallene Gemäuer vor knapp 100 Jahren erworben und in einen herrschaftlichen Sommersitz umgewandelt.
Von der Terrasse vor dem viereckigen Turm aus dem 19.Jahrhundert bietet sich besonders abends ein prachtvoller Blick auf San Gimignano und die dicht mit Ölgärten und Weinbergen überzogenen Abhänge rund um die Stadt im milden Herbstlicht. Nur wenige weiße Wölkchen trüben den stahlblauen Himmel, es ist ungewöhnlich mild, ja föhnig. Die paradiesische Landschaft, das unwirkliche Klima und die erlesenen Genüsse, die mich in den nächsten Tagen erwarten, erzeugen ein sinnliches Kribbeln der Vorfreude in mir.
Beim Aperitif in der Loggia erzählt der Verwalter die Geschichte der Contessa aus einem der ältesten Geschlechter des Landes, dessen eindrucksvoller Stammbaum lückenlos bis ...
... ins frühe 14.Jahrhundert dokumentiert ist. Einige der Vorfahren von Luisa haben bereits vor 600 Jahren zu Beginn der Medici-Ära hohe politische und diplomatische Ämter der Republik Florenz und des Kirchenstaates innegehabt. Der Stammsitz der Familie, ein prächtiger Renaissance-Palazzo in der gleichnamigen Straße der toskanischen Metropole zeugt von Reichtum und Einfluß der Familie. Das Wappen enthält drei Jagdhörner, auf italienisch guicciarde. Die Büste von Piero Strozzi wiederum, Marschall von Frankreich und Befehlshaber der französischen Streitkräfte, steht heute in der Galerie der Schlachten im Schloß von Versailles. Im Laufe des 17. Jahrhunderts haben sich Mitglieder der Familie Guicciardini-Strozzi durch Heirat mit der Familie Marlborough in London verbunden, der Sir Winston Churchill entstammt.
Der Verwalter zeigt mit ausgestrecktem Arm auf die steile, von schwarzgrünen Bäumen gesäumte Allee, die von der Straße heraufführt. Dort wo sie endet, befindet sich heute ein Restaurant mit einem großen Speisesaal, dessen hohes Kreuzrippengewölbe kunstvoll bemalt ist. Früher ist das die Kirche des Konvents gewesen, die Marmortafeln links und rechts vom überdachten Eingang weisen heute noch darauf hin und erinnern an das Patronat der Grafen Guicciardini. Der als erster genannte Conte Francesco ist an der Wende zum 20.Jahrhundert Bürgermeister von Florenz gewesen und hat als Minister mehreren italienischen Regierungen angehört. Kostverächter soll er keiner gewesen sein, weder ...