1. Nachholen verpasster Gelegenheiten


    Datum: 27.02.2023, Kategorien: Schwule Autor: byDer_MainHesse

    ... herumzuärgern?"
    
    Das sagte Jannis als Spaß und im Lachen, der Satz traf mich aber wie ein Schlag ins Gesicht und verstärkte noch einmal mein schlechtes Gewissen.
    
    - „Schauen wir mal", antwortete ich ihm nur kurz.
    
    Am nächsten Morgen klingelte der Wecker gefühlt viel zu früh. Noch völlig verschlafen und sehr wortkarg machten wir uns auf den Weg zum Flughafen. Das Warten auf das Flugzeug, das wir unter anderem mit Kaffeetrinken verbrachten, ließ die Vorfreude steigen. Wir begannen, im Reiseführer zu blättern und uns die Highlights aufzuschreiben, die wir uns auf keinen Fall entgehen lassen wollten. Das tat uns beiden gut. Der Flug hatte zwar ein bisschen Verspätung, unseren Anschlussflug in Madrid schafften wir dennoch. Und so kamen wir Anfang Nachmittag gut gelaunt in Lissabon an. Auf dem Fußweg vom Flughafenbus zum Hostel bekamen wir die ersten Eindrücke der Stadt.
    
    - „Ist das nicht super hier? Das wird ein richtig toller Urlaub!", sagte ich voller Euphorie zu Jannis, der nun viel fröhlicher aussah.
    
    - „Weißt du, worauf ich jetzt Lust hätte?, fragte er mich. Auf ein kühles Bier am Fluss!"
    
    So beeilten wir uns, zum Hostel zu gehen, um unser Gepäck abzustellen und uns umziehen zu können (es war doch bedeutend wärmer als in Frankfurt am frühen Morgen!). Das Hostel machte einen guten Eindruck. Besonders positiv fiel mir der große Gemeinschaftsraum neben dem Eingang auf, der sehr gemütlich eingerichtet war. Wir hatten uns für ein 5-Bett-Zimmer entschieden. Es war echt ...
    ... nicht groß, aber wie Jannis zurecht meinte, würden wir ja eh nicht viel Zeit dort verbringen. Nachdem wir uns umgezogen und ein bisschen frisch gemacht hatten, machten wir uns auf zu unserer ersten Stadttour. Der Urlaub konnte beginnen!
    
    Jannis und ich waren sofort begeistert! Obwohl es schon deutlich mehr Touristen gab, als wir es zu dieser Jahreszeit vermutet hätten, waren wir von der Stadt und ihrer Atmosphäre sehr angetan. Es war einfach herrlich, in den zahlreichen kleinen und verwinkelten Gassen, die teilweise nur aus Treppen bestanden, herumschlendern. Überall gab es schöne und ganz kleine Restaurants, Bars und Geschäfte. Zugegeben, manchmal war es nicht nur herrlich, sondern auch nervenaufreibend, weil man sich sehr schnell verlaufen kann und viele „Straßen" auf keinem Stadtplan -- und auch nicht wirklich auf Google Maps -- eingezeichnet sind. Einen Augenblick lang dachte ich schon, Jannis würde mich gleich umbringen. Ich war es gewesen, der vorgeschlagen hatte, nicht direkt zum Tejo, sondern erst noch einen kleinen Abstecher über den Stadtteil Bairro Alto zu machen. Nun ja, ich hatte nicht nur die Entfernungen unterschätzt, sondern auch die Steigung und die Verwinkelung der Gassen. Zum Glück landeten wir irgendwann -- beschämenderweise eher zufällig -- wieder an besagtem Fluss und Jannis bekam sein Bier. Seine Stimmung hellte sich immer mehr auf, der Urlaub schien ihm jetzt schon gut zu tun.
    
    Unseren ersten Abend ließen wir gemütlich angehen: Wir chillten ewig am ...
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