Mein Boss 01.Teil
Datum: 02.04.2023,
Kategorien:
Transen
Autor: byAmonasro
... riss.
„Pass auf, Anatol, dass dich der Schluck nicht fortschwemmt!"
Sehr witzig!
Meine Großmutter sagte immer: Man muss Geduld haben, und einfach die Augen offenhalten und dann die Gelegenheit beim Schopf packen.
Die Gelegenheit
Eines Tages kam sie, die Gelegenheit.
Der Chef wartete einen Augenblick ab, als die anderen Jungs wieder mal abzogen und mich alleine auf dem Dorfplatz sitzen ließen, weil sie mich nicht mithaben wollten. Dann rief er mich und winkte mich in sein Büro.
Es war ein sonderbares Gefühl, noch nie hatte er mir so viel Beachtung geschenkt.
Sonderbar, aber toll!
„Hör zu, mein Junge!" fing er an, „Ich brauche Dich für einen ganz speziellen Einsatz."
„Warum denn mich?" war ich verwundert.
„Weil Du für diesen Job ... der Richtige bist."
Ich staunte. Noch nie war ich der Richtige für irgendetwas!
„Warum das?"
„Frag jetzt nicht so lange! Du bist ...", er lächelte, „einfach der Schlaueste von denen. Die anderen können nur draufhauen. Aber Du, Du kannst Dich verstellen, eine andere Rolle einnehmen."
Ich war geschmeichelt. Das stimmte, ich war echt durchtrieben.
Wenn meine Mutter mich verhören wollte, wer denn den Speck aus der Speisekammer gestohlen hatte, so konnte ich ihr so blauäugig ins Gesicht schauen, dass auch sie an ihrem Verdacht zweifelte, ich wäre es gewesen. Auch wen ich der einzige war, der dafür in Frage kam.
„Ich brauche Dich als Spion." weihte mich der Chef ein. „Ich muss jemanden in die ...
... russische Bande einschleusen, die sich hier in unserem schönen Ort breitzumachen versucht. Seit Monaten macht sie mir schon Sorgen."
Ich war aufgeregt. Das würde eine echt gefährliche Sache!
„Du verstehst, dass dazu kein anderer außer Dir in Frage kommt."
Und ob ich das verstand. Ha, wenn ich mir den fetten Boleslaw vorstellte, wie sollte der Spitzel sein?
Auch nicht Grzegorz, der zwar nicht dumm war, aber auch nur von seinem wichtigen Vater profitierte.
„Du darfst aber keiner Menschenseele etwas von diesem Auftrag erzählen! Sonst fliegt alles auf, und Du hättest es vermasselt."
Versteht sich doch. Ich versprach, weder Freunden, noch meiner Familie nur ein Sterbenswörtchen zu sagen.
Dann weihte mich der Chef ein. Es ging um einen Bratwa-Boss namens Juri Solischyn. Ich hatte den Namen noch nie gehört, aber nach dem Aufheben, das der Chef machte, schien es eine große Nummer zu sein. Er meinte sogar, der Polizeipräsident von Białystok würde uns beiden zu diesem Fang gratulieren, wenn er nur gelänge.
Also tat ich, als ob mir der Name bekannt wäre.
„Dir ist aber auch klar, dass die Sache nicht so ungefährlich ist. Solischyn ist dafür bekannt, dass seine Pistole sehr locker sitzt. Und für ihn ist es eine Kleinigkeit, eine unliebsame Gestalt aus dem Weg zu räumen. Fürchtest Du Dich etwa vor ihm?"
Innerlich gefror ich gerade-.
Aber äußerlich vermied ich jedes Anzeichen dafür. Den Respekt, den ich seit zehn Minuten genoss, wollte ich auf keinen Fall mehr ...