1. Das Gogo-Girl


    Datum: 30.06.2019, Kategorien: Medien, Autor: Anonym

    Jürgen hatte nur noch Augen für dieses Gogo-Girl. Schon seit Wochen ging sie ihm nicht mehr aus dem Kopf.
    
    Bei jedem Discobesuch machte er es sich mit Bier und einer Schachtel Zigarillos in dem bequemen Ledersessel der Lounge gemütlich, von wo aus er einen hervorragenden Blick auf sie genießen konnte, während sie auf dem kleinen Podest ihren herrlichen Körper bewegte. Sie hatte ihm von Anfang an gefallen, allerdings war sie so konzentriert, daß er ihr erst letzte Woche aufgefallen war. Sie hatte sichtlich seine Blicke genossen und war dann wie jedesmal nach ihrem Auftritt in der Menge verschwunden.
    
    Außerdem hatte sie sich jedesmal zum Positiven hin verändert, obwohl Jürgen als diese neuen Gesetze verabschiedet wurden zunächst schlimmste Befürchtungen hatte. Regelten diese Gesetze doch im Sinne eines "natürlichen Feminismus" Kleidung und Styling erwachsener Frauen gänzlich neu.
    
    Er selbst hatte davon in der ersten Zeit gar nichts mitbekommen, denn für Männer galten diese neuen und seiner Meinung nach recht verlogenen Bestimmungen nicht. Die Mädels in seiner Berufsschulklasse waren die ersten, die ihm vor Augen führten, wohin unter der neuen Regierung der Hase lief, da plötzlich der Parfümgeruch im Schwinden begriffen war und den ersten das Make-Up ausging. An diesem ersten Wochenende war nur noch ungefähr die Hälfte der weiblichen Discobesucher aufgedonnert, der Rest schien ohne Haarspray und ähnliches ein wenig struppig. In der zweiten Woche waren dann alle ...
    ... betroffen, auch seine süße Tänzerin verzichtete erstmals auf die charakteristische rote Strähne in ihren langen schwarzen Haaren. Ihr makelloses Gesicht wirkte aufgrund ihrer großen grünen Augen jedoch auch ganz ohne Lidschatten und Wimperntusche.
    
    In der Woche darauf tanzte sie erstmals ohne die üblichen schwarzen Lederstiefel, ihre Netzstrumpfhose war unten abgerissen. Sie hatte jedenfalls extrem hübsche Füße und Vergleichsmöglichkeiten boten sich inzwischen genug für ihn, denn plötzlich galten an allen möglichen Orten Regelungen, die aus "Sicherheitsgründen" das Tragen von Damenschuhen und (aufgrund der Rutschgefahr) von Strümpfen untersagten. Irgendwie gefiel ihm das, denn in der City wimmelte es nun nur so von Mädels in Schlagjeans oder unterschiedlich langen Kleidern, die auf nackten und teilweise stark geschwärzten Sohlen daherkamen. So ähnlich hatte er sich immer die Flower-Power-Zeit vorgestellt.
    
    Ein anderer Punkt war die Sache mit der Rasur, denn plötzlich sah man zuerst dunkle Schatten und Stoppeln, wenn Frau Trägeroberteile trug und schließlich war er mit handfesten Achselhaaren konfrontiert. Während er an seiner Zigarillo zog erinnerte er sich daran, wie er eine geschlagene Wirtschaftslehrestunde fasziniert und angeekelt zugleich darauf gestarrt hatte, was bei Sabine in der Bank vor ihm unter den Armen wuchs...
    
    Da sich aber außer dem üblichen Murren kein nennenswerter Protest regte, ging er davon aus, daß die Mehrheit der Frauen nichts gegen Radikalfeminismus ...
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