Phantom of my Opera
Datum: 05.07.2023,
Kategorien:
Inzest / Tabu
Autor: bygaldranorn
... Vektoren verglichen harmlos.
Sylvi ließ sie diese verdammte dritte Szene jetzt schon zum dritten Mal wiederholen. Inzwischen kannte Sawyer nicht nur seinen eigenen Text auswendig, sondern konnte auch sämtliche Nebenrollen mitsprechen, inklusive falscher Betonungen, Textverdreher und Verhaspler. Es war zum Davonlaufen, und zwar hakenschlagend!
Genervt verdrehte er die Augen, als Sylvis heiser gebrüllte Stimme sich aufs Neue überschlug, während die kleine Tänzerin -- Ziel der ausufernden Schimpftirade -- auf der Bühne heftig zusammenzuckte, sich die Hände vors Gesicht drückte und schluchzend von der Bühne stürmte. Gefolgt von einem dutzend mitleidig/schadenfroher Blicke -- je nachdem, ob man es aus Perspektive der mitgehangenen Ballettmädchen sah, oder das Privileg genoss, alles vom Logenplatz hinterm Vorhang zu beobachten, wie jemand gewisses Mysteriöses in dunkelrotem Umhang.
Und apropos Phantom:
»So kann ich nicht arbeiten!«, ließ Sylvi erbost verlauten. »Zehn Minuten Pause! Danach will ich Christine und das Phantom auf der Bühne haben. Und wagt es ja nicht, euch mit dem Gepatze dieser... dieser dilettantischen Amateure anstecken zu lassen.«
Sie donnerte ihr adrettes Schreibbrettchen auf den provisorischen Regietisch, den sie zwei Meter vor der Bühne postiert hatte, um alles genau kommentieren, benörgeln und neu arrangieren zu können, und drehte sich zu ihrer Assistentin um, die ihr in weiser Voraussicht einen frisch gekochten Kaffee entgegenhielt. Stark, ...
... schwarz und ohne Zucker. Kein Wunder eigentlich, dass Sylvi allmählich verbitterte... Der Stress schlug nicht nur Sawyer gehörig aufs Gemüt. Lagerkoller, nannte sich das.
Sawyer, der bisher halbherzig dem Bühnenchaos zuguckend im Hintergrund herumgelungert hatte, raffte seine vielen Tüllröcke, die zu Christines Kitschkleid gehörten -- Sylvi bestand zu seinem endlosen Leidwesen auf vollständig kostümierten Proben -- und stapfte, so gut es seine Schuhe mit drei Zentimeter Absatz eben zuließen, nach Backstage. Auf dem Weg zur Maskenbildnerin, deren winzige Räumlichkeit hinter der Bühne lag, drängte sich ein völlig aufgelöstes Ballettmädchen an Sawyer vorbei, gefolgt von zwei wild auf sie einredenden Tänzerinnen. Sie waren so mit sich selbst beschäftigt, dass sie ihn beinahe umnieteten. Sawyer konnte sich gerade noch mit einem gewagten Hechtsprung durch die halb offen stehende Garderobentür retten, sonst wäre sein Tüllkleidchen spätestens jetzt Geschichte -- und DAS wollte er Sylvi ums Verrecken NICHT beichten müssen. Ein Komplettausraster ihrerseits fehlten ihm und seinen blankgescheuerten Nerven gerade noch...
»Für gewöhnlich ist mir deine Gesellschaft ja sehr angenehm, aber hättest du was dagegen, wenn ich mich erst umziehe, bevor du wieder über mich herfällst?«
Mitten in seine Gedanken drang DIESE Stimme ein.
Sawyer gefror inmitten seiner Bewegung.
Oh Herr im Himmel, falls es dich wirklich gab, wieso musstest du ihn so strafen...?
Er spürte sanften Druck auf ...