1. Total Untervögelt - 01 Einleitung


    Datum: 04.07.2019, Kategorien: Betagt, Autor: byAlexanderVonHeron

    Keine Details ... welches Stück?
    
    Es ist eine alte Anekdote -- aber immer noch gut, so ganz im Sinne von »si non é vero, é ben trovato«: Wie der große Raoul Aslan in »King Lear« seinen Text vergessen hatte und die Souffleuse ihm ein­sagen -- oder, wie es im Theaterjargon ja eher ausgedrückt wird: ein­helfen -- musste. Sie tat dies nach allen gediegenen Regeln der Kunst, aber anstatt Dank zu ernten, wurde sie von ihm nur mürrisch ange­knurrt:
    
    »Keine Details! Welches Stück?«
    
    Ähnlich kam ich mir in dieser Situation vor, die noch vor etwas mehr als zwei Wochen bar jeglicher Vorstellung gewesen war: Dabei bin ich gar kein Schauspieler, hatte nie an solch eine Berufung ge­dacht. Aber das, was sich in den letzten Tagen hier wahrlich über­häuft hatte, konnte fast nur noch »schau«spielerisch bewältigt wer­den, von der not­wendigen Konstitution und Kondition mal abge­sehen.
    
    Eigentlich verrückt und unglaublich: Auch das hatte sich in den letzten Wochen fast zum geflügelten Wort ergeben, dass ich mir so vorkam. In einer Wolke agierend oder eine Blase -- fast nicht glaub­würdig von den sonstigen Dingen abgeschirmt, nur mehr noch auf das eine hin fixiert! Und diese Wolke war nicht ein Inbegriff der virtuellen Realität -- so ganz im Sinne »alles nur geCloud«. Nein!
    
    Bei mir hieß es eben nicht: Keine Details, welches Stück, sondern weitaus eher: Keine Details -- welche Dame ... Aber so kurz und mit einem Schmunzeln diese Aussage auch definiert sein mag, so über­stürzend war ...
    ... ich in diese Situation hinein geraten! Nicht ganz un­schuldig -- aber wer kann denn schon Nein sagen, wenn sich quasi aus dem Nichts die Gelegenheiten sich anbieten und ergeben.
    
    Casanova wäre neidisch gewesen, grinste ich. Wie bekam er denn eigentlich seine Nachrichten zugesteckt, mit welcher Dame er ein Stelldichein haben konnte -- und wie koordinierte er diese Termine. Führte er diesbezüglich einen Kalender und waren die Briefe, per Hand von Boten zugestellt, entsprechend verschlüsselt. Oder erkannte er diese leicht gar an der Duftnote des Papier, wo die von ihm Angebetete eine ganz spezielle Note hinterlassen hatte?
    
    Duftnote bei ihm -- Klingelton bei mir ... das eine klang nach voll­endete Romantik, das andere war weitaus praktischer. Vor allem konnte man ja doch noch in letzter Minute umdisponieren, falls sich eine plötzliche »Unpässlichkeit« einstellte -- und sei es, dass eben der Gatte ausnahmsweise früher nach Hause kam.
    
    Erneut klingelte mein Handy, einen gar so klassischen Ton von WhatsApp oder aber auch eine SMS damit signalisierend.
    
    Aha ... Gertraud, konnte ich nur grinsen.
    
    Eher typisch auch für eine reifere Dame, die noch keinesfalls auf WhatsApp um­gestiegen war ... ganz so wie sie ja auch nicht ihr altes Nokia ge­wechselt hatte. Aber ihr sonst so konservativer Aspekt schien ja für manch andere Belange ganz innovative und neugierige Auswirkungen zu zeigen;
    
    Gertraud -- wirklich?
    
    Heute und jetzt schon, stellte sich da gleich die Frage in mir ein. ...
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