Barbara 2
Datum: 21.08.2023,
Kategorien:
CMNF
Autor: Anonym
Wenig später saßen Barbara und Thomas im Cafe „Le Clou“ um die Ecke bei der Frühstücks-Flatrate. Kaffee, Cappuccino, Essen, was auch immer, so viel man nur wollte, oder besser: konnte. Thomas kam zum dritten Mal vom Buffet zurück. Ihr Tisch stand in einer kleinen Nische. Die anderen Gäste konnten nicht verstehen, was an ihrem Tisch gesprochen wurde.
„So viel Rührei? Na okay, du kannst es gebrauchen heut Morgen.“, lästerte Barbara und zwinkerte Thomas zu.
„Wenn du esch sachst.“ Er schob sich grinsend schon die nächste volle Gabel in seinen Mund.
„Wasch iss nu? Könn wir anfang?“ Mit vollem Mund kauend, stellte Thomas ein kleines Diktiergerät auf den Tisch.
„Wie soll das nun laufen? Stellst du Fragen und ich antworte?“
Thomas schluckte und hob sein Brötchen zum Mund. „Ich dachte, wenn du von dir erzählst, frei von der Leber weg. Am besten chronologisch. Fangen wir mit der Kindheit an. Erzähl mir einfach alles, was dir so einfällt, wann du z.B. das erste Mal gemerkt hast, dass es zwei Sorten Menschen gibt!“ Herzhaft biss er ab.
„Gut, einverstanden. Also …“ Sie sammelte sich. „ … so lange ich mich erinnern kann, nennen mich alle
Babs
. Und so lange ich mich erinnern kann, war
Freddy
mein ständiger Freund und Spielgefährte. Wir haben schon zusammen im Sandkasten gespielt, sind gemeinsam zur Schule gegangen, haben nebeneinander gewohnt. Freddy war wie mein Bruder. Wir haben in den ganzen Jahren jedoch niemals was miteinander gehabt, waren uns aber ...
... immer näher, als es Andere je sein konnten. Irgendwie war er es auch, der mir den Unterschied zwischen Junge und Mädchen vor Augen geführt hat. Wie oft hab ich ihn, als wir ganz klein waren, im Bogen pinkeln sehen und er konnte nicht verstehen, warum ich das nicht auch konnte.“ Sie lachte leise.
„Ähm, als wir dann etwas größer waren, so mit 8 oder 9 Jahren bekam er ein Rennrad geschenkt. Wenig später hatte ich bei einem unserer Ausflüge einen Platten. Freddy, schon ganz Kavalier, gab mir sein Rad, damit ich fahren konnte. Er schob mein kaputtes Fahrrad. Das Besondere, an seinem Rad war der Sattel, ganz schmal, hart und vorn leicht erhöht. Ich hatte so einen Weibersattel, weißt du, schön breit, weich und bequem. Doch Freddys Sattel drückte mir unten zwischen den Beinen. Bei jedem Treten rutschte ich hin und her. Es rubbelte ständig irgendetwas über den Sattel. Die Gefühle wechselten zwischen Schmerz und etwas völlig Neuem, Rätselhaften. Freddy wunderte sich, warum ich immer wieder um ihn herum radelte. Besonders auf holprigen Wegen machte mir das besonders Spaß. Ich weiß noch genau, was er total besorgt zu mir sagte.
Babs,
tut dir was weh
?
Du ziehst so ein komisches Gesicht, dabei kannst du fahren und ich muss hier deine Karre schieben.“
Sie lächelte vor sich hin und seufzte leise.
„Natürlich hab ich ihn von meinen … naja, Schwierigkeiten erzählt. Wir haben uns immer alles erzählt! Ja, und dann kam, was kommen musste: die erste Doktorspielerei in unserem ...