Der Cassandra Komplex
Datum: 24.08.2023,
Kategorien:
Romantisch
Autor: postpartem
... sprachlich nicht so zu zensieren, weißt du? Es ist nicht nur ordinär, es trifft manchmal einfach genauer das Geschehen, oder findest du nicht?"
Mal abgesehen davon, dass ich ihr in diesem Moment vermutlich bei allem zugestimmt hätte, hatte sie hier auch völlig Recht.
"Ja, das war einfach ein wahnsinnig geiler Fick."
"Genau. Zweimal, ich bin zweimal gekommen... ich krieg mich überhaupt nicht mehr ein. Ist das alles irre."
Ich küsste sie und presste sie fester an mich. Sie sah mich lange an, nachdem wir uns wieder gelöst hatten und strich mit der Hand über meinen Oberkörper.
"Ich habe dir gesagt, dass das einen Mann für mich nicht unbedingt attraktiv macht, wenn er so gut gebaut ist, erinnerst du dich?"
"So lang ist das noch nicht her, na klar."
Sie kicherte leise.
"Ja, damals war das auch so. Und jetzt... fahre ich voll drauf ab. Fühle mich nicht mal oberflächlich, oder dumm dabei. Ich liebe deinen Körper, das Spiel deiner Muskeln, diese kontrollierte Kraft, dieses wunderschöne Bild reiner Männlichkeit, die du verkörperst. Auch das löst dieses Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit in mir aus. Das mag bescheuert klingen, aber das Wissen, dass du mich wahrscheinlich durch die Gegend tragen könntest, wenn ich mal nicht mehr laufen kann oder will, macht mich glücklich... Jonas ist fast zusammengebrochen, als er mich über die Schwelle tragen wollte..."
"Oje, der Arme. Na, aber dafür hatte er ja andere Qualitäten. Zum Nobelpreis wird es bei mir sicher ...
... nicht reichen."
"Aber zum größten Preis von allen: Mich."
"Auch das liebe ich an dir. Dass es dir an Selbstbewusstsein nicht mangelt. Und an präzisen und völlig korrekten Einschätzungen. Eine höhere Auszeichnung, als mir dir zusammen sein zu dürfen, kann es gar nicht geben. Zumindest für mich. Nichts anderes zählt. Ich liebe dich." ___
Diese Nacht und meine ersten echten sexuellen Erfahrungen endete nicht lange nach diesem Erlebnis. Sie war nur der Auftakt, und dieser nur ein Auftakt von vielen, ein Durchbruch, ein Aufbruch in ein wundervolles, schönes und immer vertrauter werdendes Land. In eine Zeit der Glückseligkeit, die mich in ihrer Stärke und Intensität oft genug an meinem Verstand zweifeln ließ.
Es endete allerdings nicht im Irrenhaus, sondern, wie meine Claudia-Cassandra vorhergesehen hatte, im Krankenhaus. Am 17.12.2009 wurde unser Sohn Heinrich geboren. Aber das war nur eines von vielen Ereignissen, die mein Leben sanft, aber radikal veränderten.
Viele der Veränderungen waren in diesen ersten Wochen bereits angestoßen worden, liefen von selbst weiter, entwickelten sich ohne, oder mit minimalem Eingreifen von uns. Am folgenden Montag erzählte ich strahlend wie die Sonne Sebastian von dem Erlebten, natürlich da noch nicht in allen Details, nur auf das Wesentlichste beschränkt.
Auch das war ein Anfang, nicht nur einer wunderbaren Freundschaft mit ihm. Er wurde tatsächlich der Pate unseres Sohnes, den wir nach christlicher Tradition taufen ließen, damit ...