1. Der Cassandra Komplex


    Datum: 24.08.2023, Kategorien: Romantisch Autor: postpartem

    ... mit solcherart Gefühlen in der Gegenwart.
    
    Eine Bewusstmachung feit keinesfalls davor, erneut ähnlich zu empfinden und sie wiederum als problematisch zu empfinden. Obwohl sie das wirklich nicht sind. Einfach ein Teil von uns, der genauso verstanden und angenommen werden muss. So schwer das manchmal auch fällt.
    
    Wohin uns unser und mein Weg führt, kann ich nicht sagen. Es ist auch nicht wichtig, wichtig ist nur die Bewegung. Auch das hat Christa Wolf einmal in ihrem "Nachdenken über Christa T" wunderschön formuliert: "Die Bewegung mehr lieben, als das Ziel."
    
    In Bewegung geraten ist vieles, auf der persönlichen, wie auch der gesellschaftlichen Ebene. In unserem kleinen bescheidenen Rahmen für uns beeindruckender und nachhaltiger, aber auch dort nur langsam, schrittweise und nicht ohne Mühen. Was zählt, ist die Richtung, der Wille zur Veränderung und die größtmögliche Aufmerksamkeit. Richtiges zu unterstützen, Falsches abzulehnen, oder aufzugeben.
    
    Claudia hatte ebenfalls weiter damit zu kämpfen, mit ihrer Schwester Birgit einen halbwegs normalen Umgang wieder hinzubekommen. Es fiel ihr leichter, als sich Birgit und Jonas, wie von ihr erwartet und vorausgesagt, kurze Zeit später trennten. Birgit besuchte uns fortan häufiger, und eine Normalisierung schien eigentlich schon erreicht.
    
    Dann allerdings wiederholte Birgit ein Muster, welches sie nach Claudias Aussagen bereits seit ihrer frühen Kindheit gezeigt hatte. Nämlich, wirklich gern und mit Begeisterung, ...
    ... eigentlich am liebsten, mit den Spielsachen ihrer Schwester zu spielen. Das war in dem Fall ich, und sie versuchte mich tatsächlich zu verführen.
    
    Daran war ich nicht völlig unschuldig. Meine großartige Kommunikation mit Claudia, aber gleichfalls der Frauen in unserem Gesprächskreis, hatten nämlich dazu geführt, dass ich mit Frauen nun anders und lockerer umging. Ich fühlte mich in ihrer Nähe wohl und interessierte mich für sie. Weiterhin allerdings nur akademisch und menschlich.
    
    Ich zeigte mein Interesse, auch in privateste und intimste An- und Einsichten, ihre Gefühle, schreckte nicht davor zurück sie in den Arm zu nehmen, oder Trost zu spenden, wenn sie traurig waren. Ging unbefangen und offen mit ihnen um, wobei diese sehr wohl verstanden, wie mein Verhalten, mein Interesse und meine Anteilnahme zu verstehen war.
    
    Birgit, muss ich vorausschicken, war eine außergewöhnliche Frau, die sich vom Typ und im Handeln von den anderen, die ich nun näher kennengelernt hatte, abhob. Und mich vielleicht daher sogar noch mehr interessierte. Sie stand aufgrund ihrer zahlreichen Besuche und ebensolcher Gespräche gleichfalls öfter als phänomenologisches Studienobjekt zur Verfügung.
    
    Wie Claudia in der Tat eine faszinierende Frau mit augenscheinlicher Schönheit und sich dieser und ihrer weiblichen Ausstrahlung völlig bewusst. Wie Claudia, so dachte ich, dem Spielen und lustiger Wortgefechte sehr zugetan, worauf ich mich durchaus gerne einließ. Dass dies in Wahrheit nach ihrem Verständnis ...