1. Der Cassandra Komplex


    Datum: 24.08.2023, Kategorien: Romantisch Autor: postpartem

    ... einfach enttäuschend. Wir waren beide nackt, er total hart von dem Anblick und der Vorfreude. Ich hatte erwartet, dass wir uns weiter streicheln würden, hatte sogar insgeheim geplant, ihm den Blow-Job zu geben, um den er immer gebettelt hatte, vergeblich natürlich. Ein bisschen gehofft, dass ihn das dann inspirieren würde und er sich auch um mich kümmerte, zumindest dafür sorgte, dass ich richtig feucht wurde. Pustekuchen. Er wühlte in seinen Hosentaschen, brachte ein Kondom raus, kriegte es nicht richtig drauf, weil er es falschrum versuchte."
    
    "Er wird nervös gewesen sein", gab ich meine Einschätzung bekannt.
    
    "Ja, und genauso unerfahren wie ich. Es war schließlich für ihn auch das erste Mal. Ich hatte Angst, dass er durch das Falschrumdrehen die Gefahr einer Schwangerschaft erhöhte und bat ihn, ein anderes zu nutzen. Er fluchte, aber tat das dann und diesmal wusste er, worauf er zu achten hatte. Er war immer noch total steif, als er sich auf mich legte. Erst in dem Moment wurde mir klar, dass ich nicht einmal besonders erregt war. Er dachte überhaupt nicht mehr an mich, das Gefühl bekam ich in dem Moment. Nur, dass er endlich meine Erlaubnis hatte, sein gottverdammtes Ding bei mir reinzustecken und dies so schnell wie möglich tun wollte, bevor ich es mir anders überlege. So kam es mir vor."
    
    "Jetzt verstehe ich, was du mit marginal romantischer meintest", gab ich bekannt, als sie für einen Moment reflektierend pausierte.
    
    "Ja, romantisch war es nur bis zu dem ...
    ... Punkt, wo wir uns auszogen. Dann war es bei ihm nur noch totale Gier und bei mir die Unfähigkeit, es ihm in diesem Moment noch zu verwehren. Dazu hatte ich ihn zu lange zappeln lassen. Ich fühlte mich verpflichtet, ich ließ es zu, mehr nicht. Es tat weh. Irgendein Idiot hatte ihm erzählt, er sollte einfach mit Wucht rein, das würde es für mich einfacher machen. Es war wie ein scharfer Riss, seine unbeholfenen Bewegungen waren unangenehm, ich war auch viel zu trocken. Na ja, ich musste es vielleicht zwei Minuten ertragen, dann war es ausgestanden."
    
    Oje. Das klang alles andere als schön für sie.
    
    "Das muss eine herbe Enttäuschung für dich gewesen sein."
    
    "Ja, ich war enttäuscht. Nicht nur, dass es so anders wurde, als ich es mir gewünscht hatte. Ich hatte den Zeitpunkt und das Ambiente kontrolliert, aber im entscheidenden Moment die Kontrolle abgegeben, es nicht auf mich und meine Bedürfnisse fixiert. Gehofft, das würde ihm von selbst aufgehen, ihm vertraut. Und ihn damit überfordert. Ich gebe mir mindestens genauso viel Schuld an dem letztlichen Geschehen, wie ihm. Hinterher war er dann wieder so, wie ich kannte und liebte. War betroffen, dass ich auch noch Stunden später Schmerzen hatte. War ganz lieb und zärtlich. Und tröstete mich damit, dass es beim zweiten Mal für mich sicher ganz anders werden würde. Meinte sogar, vielleicht könnte ich dann auch kommen. Vielleicht glaubte er sogar daran, ich weiß es nicht. An Selbstbewusstsein mangelte es ihm nicht."
    
    "Ihr habt es ...
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