1. Der Cassandra Komplex


    Datum: 24.08.2023, Kategorien: Romantisch Autor: postpartem

    ... Rombach."
    
    "Sagt mir jetzt erstmal nichts."
    
    "Ein Schüler Heideggers, der dessen Gedanken aber nur als Ausgangspunkt für eine völlig eigene und völlig eigenständige Philosophie genutzt hat, Phänomenologie ist es auch, neu und einzigartig ist sein Strukturgedanke. Die Schlüsse und Schritte die sich aus alle dem ergeben, bringt ihn aus dieser völlig anderen Herangehensweise heraus in die Nähe der östlichen Philosophie, er stand in regem Austausch mit Vertretern der Zen-Philosophie, Suzuki und anderen. Daher spreche ich vom Brückenschlag, denn das wurde auch von den beiden so empfunden."
    
    Ihr Finger glitt über die Buchrücken, bewies einmal mehr ihre taktile Ausrichtung.
    
    "Mit welchem davon fange ich an? Das sind ja eine Menge."
    
    "Mit "Substanz, System, Struktur". Darin hat er sein Denken erstmals entwickelt. Den Grundstein gelegt. Und sich dann in fantastische Höhen gearbeitet. Wie gesagt, jeder der dort stehenden Denker hat Außergewöhnliches gedacht oder geleistet. Rombach übersteigt sie alle, indem er ihre Gedanken weiterführt und Horizonte eröffnete, die andere nicht mal erahnen konnten. Dazu seine sprachliche Präzision... die findet man sonst nur bei Kant und Heidegger in dieser Form."
    
    "Was dich so sehr erregt und begeistert, muss ja richtig gut sein... alles klar, dann fange ich damit an. Recht umfangreich... zwei Bände... aber wir haben ja Zeit. So löst sich vielleicht irgendwann dein Dilemma, was übrigens dann wahrscheinlich meins in gleicher Weise werden ...
    ... würde. Wir verbringen einfach Abende auf dem schönen Sofa zusammen, trinken dabei Wein und lesen was Schönes. Das lässt sich schon alles wunderbar miteinander verbinden."
    
    "Das klingt himmlisch", entfuhr es mir, dann stimmte ich in ihr einsetzendes Lachen ein. Wann hatte ich das letzte Mal so befreit gelacht? Begleitet von einem Gefühl reiner und tiefer Freude?
    
    Die Antwort war ganz einfach. Vielleicht als Kind. Als Erwachsener noch nie. Noch nie war ich jemanden wie ihr begegnet. Noch nie war so etwas mit einem anderen Menschen möglich gewesen.
    
    "Das waren nun alle, nicht wahr? Und noch Platz für die Zukunft... wunderbar. Es soll hier nämlich ein gutes Antiquariat in der Nähe geben. Dann jetzt Duschen und Essen gehen? Ich kriege langsam wirklich Hunger...", gab sie bekannt.
    
    "Ja, ich merke es langsam auch. Wir waren wirklich fleißig, kein Wunder also. Wie gesagt, du darfst zuerst. Aber erst bekommst du noch ein Kompliment..."
    
    "Oh? Ich bin ganz Ohr..."
    
    "Man merkt, dass du Bücher liebst. Kein Stäubchen darauf, keine Eselsohren, keine Kaffeeflecken. Lach nicht, das ist ein sicheres Indiz, dass sie dir etwas bedeuten, dass du eine besondere Beziehung zu ihnen hast. Dass du weißt, was für Schätze du da in den Händen hältst. Das ist ein unglaublich attraktiver Charakterzug für mich..."
    
    "Und eine weitere Gemeinsamkeit, das willst du doch damit sagen?"
    
    "Ja, genau."
    
    "Und nicht das Einzige, was du attraktiv an mir findest?"
    
    "Keineswegs. Da wären zum Beispiel ...
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