1. In ihrer Anschaulichkeit


    Datum: 30.08.2024, Kategorien: Schamsituation Autor: fil84

    ... Scham so stark? L. hatte schon von solch extremer Intensität des schämens gelesen, war aber nicht darauf gefasst, dass es jemanden aus ihrer Klasse treffen könnte. Keine Panik und ruhig Blut, sagte sie sich. Und S. zugewandt: "Warte, es holt dir jemand ein Glas Wasser, für den Kreislauf. - Luca, machst du das bitte kurz - danke!" - Für einen Moment herrscht Stille. Viele Augenpaare sind nach wie vor auf S. gerichtet. Sie blickt starr in den Raum. Luca bringt ein Glas Wasser nach vorne. Unschlüssig schaut S. auf das gefüllte Glas in Lucas Hand, ohne sich zu regen. L. versteht und hilft ihr beim Trinken, indem sie das Glas hält und ihr an die Lippen setzt. ... "Hm, danke. - Also, Hände weg wäre für mich voll grausam, ich hab das Gefühl, das würde ich nicht überstehen. Nein... ich fühl mich jetzt schon so kurz vorm Kollaps und hier vor euch allen zu reden ist... auch total schwer, weil das ja auch alles ... meins ist. Ich muss euch zeigen, was ich nicht zeigen will... nicht... wenn... wenn ich mich so scheiße schäm, dann machts nicht noch schlimmer. Legt das mir nicht alles bloß (schluckt) Sonst kommt alles doppelt und dreifach... - L.: "Emotionen haben alle gemeinsam, dass sie sich fast immer verstärken - je nach Situation regelrecht potenzieren. Ich freue mich darüber, dass ich Freude empfinde. Ich bin wütend über meine Wut. Angst vor dem Angst haben. Und eben die Scham in unserem Beispiel S. - würdest du dich besser fühlen, wärst du nackt ohne Schamgefühl?" - "Hm... ja, ...
    ... doch, natürlich." - und dann gibt sich S. einen Ruck, räuspert sich das Brüchige in ihrer Stimme weg, und erzählt: "Ich hätte gerne einen Freund und würde ihn nackt verführen. Vielleicht würde ich auch Aktfotos machen. Aber wenn ich machtlos bin, so wie heute bei Ihnen, dann ist das so fies. Ich habe Respekt vor Ihren Anweisungen, Frau Lehrerin, denn es ist ein Privileg, zur Schule zu gehen und nichts für Bücher und Schulsachen bezahlen zu müssen. Und nun lernen wir in Gesellschaftskunde Emotionen und Affekte im soziologischen Kontext. Heute haben Sie mit einer sehr anschaulichen Methode Schamgefühl erzeugt, wobei ich Ihnen dienlich sein darf. Und es hält mir immer noch an. Mein Puls rast, ich atme schnell und bin immer noch so entblößt, es fühlt sich an, wie in Ketten. Nicht frei, nein, das Gegenteil davon. Ich kann niemanden anschauen, meine Blicke fliehen vor Ihnen und euch anderen, ich möchte mich am liebsten verstecken und, dass das hier nicht wahr ist, und verschwinden. Mein Kopf glüht, das könnt ihr wohl alle seh... sehen, und die Scham ... treibt mir Tränen in die Augen, ich fühl mich so bestraft, als hätte ich was Schlimmes verbrochen, was absolut Schäbiges, Kriminelles und Verachtenswertes getan. Ich Lügnerin, Diebin, Hure... und auch wenn hier bei uns in der Schule Fotohandys verboten sind - meine Zurschaustellung hier werden trotzdem viele Menschen erfahren, mit denen ich zu tun habe. Ich werde es nicht leugnen und als Märchen abtun können, ich bin allein gegen 20 von ...
«1...345...10»