1. Der Zauberring


    Datum: 18.08.2019, Kategorien: Humor Autor: SaBiLo68

    ... junge Mann dankte dem alten Mütterlein und machte sich auf den Heimweg, glücklich bei dem Gedanken, daß er nicht mit leeren Händen zurückkehren würde.
    
    Als er lange gewandert war, spürte er Hunger im Bauch. Er setzte sich an einen Bach, nahm Brot aus seinem Knappsack, tauchte es ins Wasser und begann zu essen.
    
    Danach legte er sich auf den Rücken und bewunderte die Wirkung des Ringes: Sobald er ihn auf seinen Fingernagel zog, stand sein Schwanz einen Cubit hoch; und schob er ihn hinauf bis zur Mitte seines Fingers, dann wuchs sein Schwanz auf eine Höhe von sieben Werst; nahm er den Ring gänzlich vom Finger, dann schrumpfte sein Schwanz auf das alte bescheidene Ausmaß zusammen.
    
    Nachdem sich der Bauernjüngling ein paarmal auf diese Weise vergnügt hatte, wurde er müde und schlief ein, vergaß aber, den Ring in seine Tasche zu stecken und ließ ihn neben sich auf einem Stein liegen.
    
    Nun geschah es, daß ein Edelmann und sein Weib in ihrer Kutsche des Weges kamen. Als er den funkelnden Ring neben dem schlafenden Bauernjüngling sah, ließ der Edelmann die Kutsche anhalten und sprach zu seinem Diener:
    
    „Los, hol den Ring des Bauern und bring ihn mir.“
    
    Der Diener führte den Befehl seines Herrn aus, und bald verschwand die Kutsche am fernen Horizont.
    
    Der Edelmann war von der Schönheit des Ringes angetan.
    
    „Schau, Liebling, wie hübsch der Ring ist“, sprach er zu seinem Weib, „ich möchte wohl sehen, wie er auf meinen Finger passt.“
    
    Und er schob bis zur Mitte seines ...
    ... Fingers: Sofort schoss sein Schwanz in die Länge, stieß den Kutscher vom Kutschbock, strich über die Häupter der Pferde und streckte sich sieben Werst vor der Kutsche her.
    
    Von Entsetzen gepackt schrie der Edelmann seinem Diener zu:
    
    „Lauf zurück zum Bauern und bring ihn hierher!“
    
    Der Diener rannte zum Jüngling, weckte ihn auf und sprach:
    
    „Komm mit zu meinem Herrn und beeile dich!“
    
    Inzwischen hatte der Jüngling das Fehlen des Ringes bemerkt.
    
    „Der Teufel mag dich holen! Hast du meinen Ring geklaut?“
    
    „Du brauchst nicht zu suchen“, antwortete der Diener, „komm mit zu meinem Herrn, er hat ihn genommen! Dein Ring, lieber Freund, hat uns eine ganz schöne Suppe eingebrockt.“
    
    Schneller als ein Augenzwinkern lief der Jüngling zu der Kutsche.
    
    „Verzeih mir“, sprach der Edelmann in kläglichem Tonfall, „hilf mir aus diesem Ungemach!“
    
    „Was geht Ihr mir dafür, Herr?“
    
    „Hier, nimm 200 Rubel!“
    
    „Wenn Ihr mir 200 Rubel gebt, dann helfe ich Euch.“
    
    Der Jüngling nahm das Geld und zog den Ring vom Finger des Edelmannes. Sofort schrumpfte der Schwanz des Herrn auf seine frühere Größe zurück. Die Kutsche fuhr los, und der Jüngling setzte seinen Weg fort.
    
    Vom Fenster aus sah ihn sein Weib kommen. Neugierig eilte sie ihm entgegen.
    
    „Na“, fragte sie ihn, „hast du ihn beim Pfänder ausgelöst?“
    
    „Ja.“
    
    „Los, zeig ihn mir!“
    
    „Lass uns in das Haus gehen, auf der Straße kann ich ihn dir doch nicht zeigen.“
    
    Kaum waren sie drinnen, forderte das Weib: „Zeig ihn ...