1. Auf der guten Seite der Grenze


    Datum: 31.08.2019, Kategorien: Erotische Verbindungen, Autor: byDingo666

    ... mit den Inhalten zu tun, die Dr. Bohnert vor der Gruppe ausbreitete.
    
    Zu dem weißen Hemd trug er eine Jeans und schwarze Halbschuhe. Standard.
    
    Eine Vision blitze in ihrem Kopf auf. In seinem Kleiderschrank lagerten große Stapel mit gleichartig weißen Hemden, identischen Jeans und neutralen Schuhen. Kein Anzeichen von individueller Ausdrucksform, von einer Neigung zu einem gewissen Geschmack, aus dem man eine Botschaft hätte lesen können. Nur Kleidung, schlicht und praktisch, preislich ebenso unbestimmbar wie stilistisch.
    
    Aus irgendeinem Grund weckte das Kathrins Aufmerksamkeit. Sie studierte die Gestalt vor ihr mit ungleich mehr Interesse, als sie dem Lehrstoff entgegenbringen konnte. Der Mann saß aufrecht auf seinem Stuhl und schrieb, mit gleichmäßigen, sorgfältig abgezirkelten Bewegungen. Seine Schrift musste gut aussehen, nicht wie das Gekritzel auf ihrem eigenen Papier. Wie Druckschrift.
    
    Eine kleine Vertiefung an seinem Ohrläppchen fiel ihr auf. Ah! Er hatte also mal einen Ohrring getragen, tat dies jetzt aber nicht mehr. Warum wohl?
    
    Die Entdeckung dieses winzigen Geheimnisses befriedigte und fesselte sie gleichermaßen. Die restlichen fünfundzwanzig Minuten bis zur Kaffeepause malte sie sich Gründe für den Verlust des Ohrrings aus, einer dramatischer und romantischer als der andere.
    
    Die Zeit verging trotzdem kaum.
    
    ***
    
    „Kaffee?"
    
    Alex lächelte und hielt der dunkelhaarigen Frau eine der beiden Tassen hin, die er an der Schlange vor den ...
    ... Thermoskannen vorbei balanciert hatte.
    
    „Oh -- vielen Dank, sehr nett! Ja, das ist dringend nötig."
    
    Sie erwiderte das Lächeln, was ein Strahlen in ihre Kirschaugen zauberte, und nahm sich einen der Humpen. Dann stutzte sie, als sie die Farbe des Getränks und die leeren Zuckertütchen auf der Untertasse sah.
    
    „Zwei Zucker, mit viel Milch. So okay?", meinte er unschuldig.
    
    „Woher wissen sie..." Sie starrte ihn an.
    
    „Reine Vermutung. Sie sehen aus, als ob Sie Ihren Kaffee am liebsten so hätten."
    
    Sie nickte, ohne den wachsamen Blick von ihm zu lösen, und nahm einen Schluck. Er trank selbst, zufrieden mit dem Effekt. Die Frau war so ziemlich das Erste gewesen, was ihm auffiel, als er kurz vor Beginn des Seminares in den Vorraum kam. Keine Ahnung, warum eigentlich. Er hatte sie nicht aus den Augen gelassen, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Sie hatte zwei Zucker genommen und ordentlich Milch eingeschenkt. Das war vor zwei Stunden.
    
    „Alex Weller." Er streckte ihr eine Hand entgegen.
    
    „Kathrin Schützenthaler."
    
    Ihr Griff fühlte sich fest an. Sie warf die Haare zurück und blies über den heißen Kaffee. Die Geste drückte dieselbe natürliche Eleganz aus wie alle ihre Bewegungen.
    
    Er setzte eine neutrale Miene auf und nahm einen weiteren Schluck. Sie mochte Ende zwanzig sein, und damit ein paar Jahre jünger als er selbst. Mittelgroß und schlank und auf eine unaufdringliche Art hübsch. Wenig Schminke, dunkler Teint und Augen, die bestimmt sprühen konnten vor Begeisterung. Oder ...
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