1. Weeslower Chroniken - Teil I 2./3.Abschnitt 199798 - Michael und seine Schüler - und: Das Blumenmädchen


    Datum: 13.12.2019, Kategorien: Kunst, Autor: nudin

    ... Moment traten Alexandra und Patrick an seine Seite. „Wir können es erklären.“ meinte das hübsche blonde Mädchen, und ihr Freund fuhr fort: „Herr Schneider hatte eigentlich frei, und wir haben ihn gebeten, ihn beim Laufen begleiten zu dürfen.“
    
    Johanna Kollmann verzog das Gesicht. „Hatte frei? Soso, sehr frei, würde ich sagen.“
    
    „Ja. Ich…“ Doch Michael kam nicht weiter.
    
    Die ganze Gruppe drängte sich nun um ihn, stellte sich zwischen ihn und die stellvertretende Schulleiterin, wie ein Schutzwall. Und das in doppelter Hinsicht. Sie gaben ihm Sichtschutz, und sie verteidigten ihn wortreich, zeigten sich solidarisch mit ihm. Er hörte nur noch zu, mit einem plötzlichen Gefühl von Freude und auch der Dankbarkeit. Sie taten das für ihn.
    
    Tanja hatte sich direkt vor ihn gestellt, ganz nah. Ab und an schaute sie ihn über die Schulter hinweg mit ihren braunen, tiefgründigen Augen an und lächelte sanft. Dann sagte auch sie mit lauter, fester Stimme: „Ja, Frau Kollmann, wir haben Herrn Schneider sogar erlaubt, so zu bleiben, alle, und es ist völlig okay so.“ Michael schaute erstaunt auf sie herab. Er erkannte sie so gar nicht wieder. In ihrem Pferdeschwanz, mit dem sie ihr langes hellbraunes Haar zusammengebunden hatte, steckte noch ein kleines Bündel grüner Alge. Vom Baden. Längst getrocknet. Er nahm es ihr vorsichtig heraus, sie spürte die Berührung, drehte sich erneut zu ihm um, er zeigte ihr, was er getan hatte, sie lächelte dankbar. Er musste aufpassen, unten herum die ...
    ... Beherrschung nicht zu verlieren.
    
    „Gut. Ich habe Euch gehört. Und wir, Michael, sprechen noch mal drüber.“ entschied nun Johanna Kollmann. „Und Ihr beschwert Euch nicht bei Euren Eltern?“
    
    Allgemeines Kopfschütteln und Verneinen. Die Leiterin zog ab. Die Gruppe freute sich ebenso wie Michael. Er bedankte sich für den Einsatz.
    
    „Gern geschehen. War eine tolle Sportstunde.“ meinte Ricco, wobei er diesmal darauf verzichtete, seinem Lehrer auf die Schulter zu klopfen.
    
    Alle stimmten ein, sogar die schüchterne Paula. Dann gingen sie in kleinen Grüppchen lachend und scherzend in die Halle zum Umziehen.
    
    Nur Tanja blieb bei ihm. „War wirklich schön. Das machen wir wieder, ja?“
    
    „Warum nicht? Auch mit Schwimmen?“
    
    Sie nickte heftig. „Natürlich. Ich denke, das nächste machen noch mehr mit. Beim nackig ausziehen, meine ich.“
    
    „Oder sie bringen Badezeug mit.“
    
    Sie wog den Kopf. „Ja, vielleicht einige. Aber Alexandra und Patrick bestimmt nicht. Die haben im Sommer an der Ostsee FKK gemacht. Haben sie erzählt. Und Jennifer auch nicht, die ist cool. Und ich sowieso nicht.“ Dann trat eine Pause ein, als erwartete sie seine Antwort. Er rang mit sich, wie er sich ihr gegenüber verhalten sollte, und sie kam ihm zuvor. „Vielleicht sehen wir uns ja auch mal so am See. Am Wochenende ist das Wetter wieder besser, denke ich.“
    
    „Und dann kommst Du, wenn Du mich entdeckst, ja?“
    
    „Ja. Sie aber auch, wenn Sie mich da sehen. – Sie haben übrigens eine sehr hübsche Freundin.“
    
    „Danke. – ...
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