Weeslower Chroniken - Teil I 2./3.Abschnitt 199798 - Michael und seine Schüler - und: Das Blumenmädchen
Datum: 13.12.2019,
Kategorien:
Kunst,
Autor: nudin
... und wusste, er musste mit ihr reden. Und er sprach ganz offen mit ihr, nach der Schule, als sie erstmals nicht mit zum See kommen wollte. Solange sie seine Schülerin sei, erklärte er, würde und dürfe er niemals etwas tun, was ihn und sie in ernste Verlegenheit brächte. Sie weinte und kam nicht mit. Aber schon am nächsten Tag wirkte sie wie verwandelt, stieg nach der Schule wie selbstverständlich in sein Auto und wirkte wieder fröhlich. Sie hatte verstanden und fühlte, dass es so, wie es war, immerhin sehr, sehr schön war, und dass sie mehr eben einfach nicht verlangen konnte.
Kurz darauf fand sie ohnehin Trost. Stefan, der ein ständiger Gast am See war, Mitte dreißig und sehr sportlich, und mit dem das `Team´ häufiger zusammen Volleyball spielte. Irgendwann verließen die beiden überraschend Hand in Hand das Strandbad in Richtung Heide, wurden lange nicht mehr gesehen, und kamen zwei Stunden später, schon in der Abenddämmerung wieder, und alle konnten schon an den beiden Gesichtsausdrücken ablesen, was sie in der Zwischenzeit dort getrieben hatten. Gut, Stefan war verheiratet und hatte Kinder, aber Tanja war für´s erste so richtig glücklich.
Nebenbei wurde sie Alexandras und Patricks beste Freundin.
An der Schule gab es für Michael tatsächlich noch ein Nachspiel. Ein gestrecktes. Sein nackter Sportlauf war schnell abgehakt. Armin, der kurz vor der Pensionierung stehende Rektor, war nicht nur ein herzensguter Mensch, altersmilde und mit Michael seit langem ...
... befreundet, sondern auch aktives Mitglied im Verein `Weeslower Seegelände e.V.´ und Nudist seit seiner Studentenzeit. Sie hatten die Sache schnell beerdigt.
Einige Wochen später, Ende September, kam das Thema jedoch wieder hoch. Nämlich nachdem der Oberstufenkurs Deutsch-LK – fast gleich besetzt wie der Sportkurs – von der Klassenfahrt nach Bayern zurück gekommen war. Alle zwanzig Schüler sowie die beiden Lehrer, Michael und seine Begleiterin Judith, eine Deutschlehrerin, waren zusammen an einem Abend in eine Sauna-Thermenlandschaft gegangen – zur FKK–Nacht. Und alle – sogar Paula – hatten mitgemacht. Diesmal blieb die Geschichte nicht geheim, die Eltern erfuhren es, andere Schüler, andere Lehrer. Es gab eine Art Anhörung. Doch wieder war es der konsequente und wahrhaftige Vortrag der Schüler selbst, der alle überzeugte, dass nichts Schlimmes passiert war, dass alle einverstanden waren.
Man sah ein, dass volljährige Schüler machen konnten, was sie wollten. Viele Eltern zuckten ebenfalls mit den Schultern, Nacktbaden hatte in vielen Familien Tradition. Einige wenige diskutierten, fanden es nicht in Ordnung, aber auch hier zog das Argument der Volljährigkeit. Michael selbst aber fragte, was er denn tun solle oder dürfe, wenn in der Klasse oder dem Kurs auch Minderjährige wären. Dann nicht? Und warum eigentlich nicht?
Es war Armin, der selbst den Vorschlag einbrachte, welchen schließlich alle akzeptierten: Kein Schüler, keine Schülerin darf gegen seinen oder ihren Willen zum ...