Wenn die Nachtigall erwacht 12
Datum: 05.03.2019,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie,
Autor: by_Faith_
... Und ohne diese scheiß Pillen kommt man nicht mal aus dem Bett, weil man sich sonst den Kopf über Sachen zerbricht, die einen gar nichts angehen«, gestand Buck schmallippig und zeigte aufs Haus, in dem die Gäste ausgelassen lachten, und sagte: »Wir haben Thanksgiving. Ich werde mich heute volllaufen lassen, und bis Samstag durchschlafen. Am Montag geht es zurück auf den Ozean, vielleicht haben sie bis dahin ein paar Probleme gelöst.«
*
Sam stand wieder alleine auf der Veranda, er wollte nicht zurück in das Stimmengewirr, in dem es nur um Belanglosigkeiten ging, auf die er sich kaum konzentrieren konnte. Er holte Luft und grübelte, wie so oft. Am Anfang war alles gut gelaufen. Damals, als das Serum nur bei einer kleinen Gruppe getestet wurde, schien es keine nennenswerten Nebenwirkungen zu geben. Dann kam der Großversuch, bei dem auch er seine Spritze bekam. Alle Vorteile, die aus den vorherigen Testreihen bekannt waren, zeigten sich wieder. Allerdings deutlich mächtiger, da die intuitive Schwarmintelligenz nun auch abteilungsübergreifend funktionierte.
Dann häuften sich Berichte von lebhaften Träumen, die den Betroffenen realer als das wahre Leben vorkamen. Einige wachten schreiend vor Angst auf und zeigten Anzeichen eines Traumas. Anderen kam das Aufwachen vor, als würden sie vom Paradies zurück auf die Erde fallen. Zwischen diesen Extremfällen gab es viele, die nach dem Aufwachen keine bewussten Erinnerungen an ihre Träume hatten, aber einzelne Bilder sickerten ...
... durch das Unterbewusstsein in den Alltag. Ein bisher unbekanntes Phänomen zeigte sich bei den Teams, die für das Betanken der Flugzeuge zuständig waren. Dort konnte der Anblick der dicken schwarzen Tankschläuche zu Panikattacken führen.
Bei all den Berichten hatte aber keiner außer ihm die Augen der Königin gesehen. Diese strahlend blauen Augen in einem edlen schwarzen Gesicht. Sam zitterte, wenn er sich daran erinnerte, wie nah ihre Lippen an seinen waren. Kobaltblaue, volle Lippen senkten sich zu ihm hinab, dann schloss die Königin ihre blauen Lider und gerade, als jede Faser seines Körpers zu ihr übergehen wollte, warf sie ihn zurück in die Dunkelheit.
»Vielleicht muss ich zu ihr kommen!«, sprach Sam in die Dunkelheit und blickte sich dann um, ob ihn jemand gehört hatte.
Anstatt zu warten und sich den Kopf zu zerbrechen, musste er die Königin suchen. Diese Erkenntnis traf ihn wie ein Blitz. Er ging über die Veranda, betrat das Wohnzimmer und durchpflügte die Ansammlung von Menschen, die ihn überrascht anschauten. An der Garderobe hing seine Jacke, darin waren seine Autoschlüssel. Noch während er die Jacke überstreifte, zog er die Haustür hinter sich zu und lief zu seinem Auto. Jemand rief ihm nach, ob etwas nicht stimmte. Aber Sam drehte sich nicht um - denn es stimmte alles. Er startete den Motor und fuhr los. Er musste nach norden, an die Küste oberhalb von San Francisco.
***
Am frühen Abend streckte Miriam den Kopf aus dem Wasser und sah die Golden Gate ...