Wenn die Nachtigall erwacht 12
Datum: 05.03.2019,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie,
Autor: by_Faith_
... entführen, um ihn dann in Stücke zu schneiden - vielleicht war er sogar bei T'rion dem II. Ihr fehlten gewaltig viele Informationen, um mit diesen Vermutungen einen konkreten Plan zu schmieden, aber ihre Ziele standen fest: Sie musste sowohl Sven als auch die Cerebrate finden und befreien.
Das Ganze musste still und heimlich passieren, und dann mussten sie ein Versteck finden, das wirklich sicher war. Hier fehlte ihr noch die zündende Idee. Und gute Ideen entstehen selten, wenn man in seiner eigenen Gedankenwelt kreiste. Sie musste sich in naher Zukunft wieder mit Menschen austauschen, sowohl körperlich als auch geistig. Die Zeit des Schweigens und der Enthaltsamkeit hatten ihr gut getan, sie war mit sich im Reinen - nur noch nicht mit dieser Welt.
Ihre einzigen Gesprächspartner auf dieser Reise waren ihre beiden neuen Cerebrate gewesen. Aber auch diese beiden Pflänzchen benötigen Informationen, um ihr eine Hilfe sein zu können. Die beiden hatten sich sehr bald aus den Datenkapseln entwickelt, die sie von Greg erhalten hatte. M'ryn der I. und V'nyx der V. waren in Meerwasser gekeimt und das war selbst für Miriam eine Überraschung. Es war bereits jetzt abzusehen, dass sich diese beiden Cerebrate gänzlich anders entwickelten, als es Miriam von denen kannte, die an Land wuchsen.
Die Blüten bestanden nicht aus übereinander gefächerten Blütenblättern, sondern aus einem halbkugelförmigen Kelch, mit dem sie sich, ähnlich wie manche Quallen, im Wasser fortbewegen konnten. ...
... Die zahlreichen kleinen Tentakel waren schlanker und länger. Mit ihnen konnten sie sich, ähnlich einer Krake, ebenfalls fortbewegen oder an Dingen festhalten. Am liebsten flochten die kleinen Cerebrate ihre Tentakel in Miriams Haare, damit sie sicheren Halt hatten, wenn ihre Königin mit den großen Tümmlern um die Wette schwamm oder Fische zum Essen jagte.
»Macht euch bereit, wir schwimmen noch ein Stück, um eine ruhige Stelle am Ufer für die Nacht zu finden«, sagte Miriam, aber V'nyx der V. widersprach: ‚Warte!'
Miriam schaute über ihre linke Schulter.
»Hast du was aufgeschnappt?«, fragte sie, aber V'nyx der V. ließ die Blüte enttäuscht hängen.
'Ich glaubte, ein Signal oder einen Gedanken erfasst zu haben.'
Die Tentakel entspannten sich und Miriams Zöpfe sanken nach unten, bis beiden Blüten im Meer verschwunden waren. Miriam tauchte kopfüber ab und ihre schwarze Schwanzflosse schaute kurz aus dem Wasser heraus, als sie sich kraftvoll abstieß, um ihre Reise fortzusetzen. Mit eng am Körper anliegenden Armen und harmonischen Körperbewegungen schwamm sie ihrem Tagesziel entgegen. Bei dieser Schwimmtechnik konnte sie durchaus mit dem Tempo eines Delfins mithalten. Nach zwei Minuten schwamm sie der Wasseroberfläche in flachem Winkel entgegen, ohne langsamer zu werden, holte frische Luft, und tauchte wieder einige Meter ab.
*
Sie machte einen Bogen um San Francisco und näherte sich der Küste weiter nördlich, als kaum noch Anzeichen von Zivilisation zu erkennen ...