1. Wenn die Nachtigall erwacht 12


    Datum: 05.03.2019, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie, Autor: by_Faith_

    ... waren. In einer kleinen halbkreisförmigen Bucht glaubte Miriam, einen sicheren Ruheplatz gefunden zu haben. Ein alter Bootssteg führte mehrere Meter ins Wasser, aber es waren keine Boote daran befestigt, und der Holzschuppen am Ufer sah unbewohnt aus. Sie schwamm unter den Bootssteg und ließ sich in Rückenlage auf dem Wasser treiben. Nur ihr Gesicht ragte ein Stück aus dem Wasser, damit sie atmen konnte. Die beiden Blüten reckten sich am Ende der Zöpfe in die Luft und schauten jeweils in unterschiedliche Richtungen, um mögliche Gefahren aus allen Richtungen erfassen zu können.
    
    Miriam träumte mit geschlossenen Augen von fettem Fleisch und gebratenen Kartoffeln -- zum Nachtisch wünschte sie sich pralle Schwänze, die sich in ergiebigen Schüben in ihrem Mund entluden. Für einen kapitalen cumshot hätte sie auf das Fleisch verzichtet. Ihre offenen Lippen formten sich zu einem verführerischen O. Der lautlose Schrei nach Nahrung ließ die Cerebraten zusammenzucken. Ihre Königin hatte Hunger - das bedeutete, sie würden heute auch wieder leer ausgehen.
    
    Sie hatte sich von Anbeginn der Reise darauf eingestellt, dass es eine Zeit voller Entbehrungen werden würde. Tief in ihrem Körper war eine Drüse, in der sie einen eisernen Vorrat an Sperma verwahrte, so wie sie es von der Ameisenkönigin gelernt hatte. Das letzte Mal konnte sie diesen Vorrat bei ihrem Landgang in Mexiko auffüllen. Diesen Vorrat brauchte sie nur tröpfchenweise auf und heute blieb sie standhaft. Weder sie noch ihre ...
    ... Cerebraten waren so geschwächt, dass dieser Vorrat angetastet werden musste. Es war paradox: Heute war Thanksgiving, unzählige Menschen lagen mit schmerzhaft überfüllten Bäuchen in ihren Betten oder vögelten, nachdem sie die Verwandtschaft zur Tür gebracht hatten. Nur die Königin musste hungern.
    
    Ein Gedankenblitz ihrer Cerebrate riss Miriam aus ihren Träumen: Sie bekamen Besuch. Auf dem Bootssteg über ihr waren Schritte zu hören und der Lichtkegel einer Taschenlampe huschte übers Wasser.
    
    ‚Wer ist das?', fragte Miriam in Gedanken, dann hielt sie inne und formte mit ihren Lippen ein Wort: »Sam!«
    
    Der Lichtkegel der Taschenlampe huschte über die Wasseroberfläche. So leise wie möglich schwamm sie an die Kante des Bootsstegs und riskierte einen Blick nach oben. Ein großer Mann zog den Kragen seiner Windjacke enger um den Hals und suchte das Wasser mit der Taschenlampe ab. Miriam war direkt unter ihm im Wasser. Mit einem Flossenschlag hätte sie sich aus dem Wasser katapultieren und ihn begrüßen können. Aber sie wartete.
    
    »Ich weiß, dass es dich gibt«, sagte der Mann. Dann ging er einige Schritte in Richtung Festland und drehte sich noch einmal um, »und wenn du danach nie wieder zu mir sprichst, dann sag mir wenigstens warum.«
    
    Miriam erkannte die Stimme und erschauerte - es war tatsächlich Sam.
    
    »Wie hast du mich gefunden, Sam?«, fragte sie und hob ihren Oberkörper aus dem Wasser.
    
    Mit großen Augen starrte er aufs Meer, richtete die Taschenlampe in die Richtung, aus ...
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