1. Ein fremder Wagen in der Einfahrt


    Datum: 06.03.2019, Kategorien: Hausfrauen Autor: byegonhoppe73

    ... Keiner von uns ist perfekt. Warum habe ich dir also nie vergeben, und warum hast du mir nie vergeben?"
    
    „Keine Ahnung", frug ich. „Sags mir."
    
    „Weil wir einander noch nie etwas so schlimmes angetan haben, dass einer von uns um Vergebung bitten würde", erklärte sie. „Und ich bin froh, dass wir es nicht getan haben. Aber es hat mich zum Nachdenken gebracht."
    
    Was hat sie nur vor? Laut kam also meine Frage: „Denkst du an was bestimmtes?"
    
    „Ich habe darüber nachgedacht, was passieren würde, wenn ich etwas tun würde, das dich wirklich verletzt. Würdest du mir verzeihen?"
    
    „Was zum Beispiel?"
    
    „Ich möchte nicht konkret werden", begann sie. „Aber sagen wir, ich habe etwas Schreckliches getan. Vielleicht habe ich es unbeabsichtigt gemacht. Da weiß ich, dass du mir dann verzeihen würdest."
    
    „Aber was, wenn ich es mit Absicht getan habe? Was, wenn ich dachte, es sei ein guter Grund, aber in Wirklichkeit war ich egoistisch. Und was ist, wenn es dir wirklich sehr weh tun würde? Würdest du mir verzeihen? Das ist es, was ich wissen möchte."
    
    Erwartungsvoll sah sie mich an, doch ich antwortete nicht, fühlte mich taub und meine Zunge fühlte sich an, als wäre sie angeschwollen und füllte meinen Mundraum vollkommen aus, sodass mir sprechen nicht möglich wäre.
    
    Als sie mich ansah, erkannte ich, wie sich ihr Gesichtsausdruck veränderte. Plötzlich sah sie besorgt aus. Ihr Mund begann sich zu öffnen, aber ich fasste mich endlich und antwortete ihr, obwohl ich dabei auf ihre ...
    ... Frage nicht einging.
    
    „Was wäre, wenn ich dir das antun würde?"
    
    Sie stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus.
    
    „Oh Gott sei Dank!" sagte sie mit Gefühl. „Ich habe mir eine Sekunde lang Sorgen gemacht. Dass du das sagtst stimmt mich froh, denn du hast jedes Recht, mir die selben Fragen zu stellen, wie ich dir. Und, ich habe meine Antwort für dich, denn wie du siehst, habe ich darüber nachgedacht."
    
    „Meine Antwort ist, dass ich dir verzeihen würde. Da bin ich mir hundertprozentig sicher. Je nachdem, was du getan hast, könnte ich einen Tag, eine Woche oder noch länger wütend sein. Aber ich würde dir irgendwann verzeihen. Willst du wissen, wie ich so sicher sein kann?"
    
    „Ja", kam es neugierig aus mir.
    
    „Weil ich weiß, dass du mir nie etwas antun würdest, was ich nicht verzeihen könnte", erklärte sie. „Du bist nicht wie die Jungs in den Stücken, die ich gesehen habe. Du bist mein Mann und der Vater meiner Kinder. Weil ich dich kenne, weiß ich, dass du niemals etwas tun würdest, das mir so weh getan hätte, dass ich dir nicht doch verzeihen könnte."
    
    „Möchtest du, dass ich dir weh tue, damit du mir verzeihen kannst?" War meine nächste Frage. „Jetzt bin ich verwirrt. Willst du mir damit sagen, dass wir soetwas erfahren müssen, damit unser Leben vollständig sein kann? Was stellst du dir da vor?"
    
    „Das einzige, was ich will, ist die Antwort auf meine Frage. Ist deine Antwort die gleiche wie meine? Es ist mir gleichgültig, ob es so ist oder ob eine andere Antwort ...
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