1. Diarium - Jenseits von Glaube, Liebe, Hoffnung


    Datum: 02.04.2020, Kategorien: Romantisch Autor: Hassels

    ... musste ich verdrücken, konstruierte ich Warnmelder für die verschiedensten Haushaltsbereiche. Nie wieder sollten Menschen sterben müssen, nur weil durch schlampig ausgeführte Arbeiten nicht ersichtliche Gefahren drohten. Der Verkehrsunfall meiner Frau war ja schon tragisch gewesen, ein Geisterfahrer. Aber die Vergiftung meines Sohnes durch die defekte Gastherme, nein solche Grausamkeiten mussten verhindert werden.
    
    Um mich selbst ein wenig zu entlasten, auch wenn die Beschäftigungstherapie mich lange von selbst zerfleischenden Gedanken abhielt, hatte ich eine Stelle für einen frischen Hochschulabsolventen ausgeschrieben. Leider war das praktische Geschick nicht mit ihrer Bildung kompatibel, zumindest bei denen mit überdurchschnittlichen Abschlussergebnissen. Aus der zweiten Reihe kam auch niemand in Frage, also hatte auch die dritte Reihe eine Chance. Ob nur aus Verblendung, weil Frauen ja nicht meinem Bild von technischer Begabung entsprachen, hatte ich eine eigentlich zur ersten Reihe gehörende Frau umgruppiert.
    
    Schon bei dem Vorstellungsgespräch hatte sie forsch einen Gedankenfehler bei einem von mir entwickelten Metallröntgengerät aufgedeckt. Sie nahm sich den Lötkolben, behände hatte sie einen Widerstand ausgelötet und durch einen Kondensator ersetzt. Ich war nachhaltig beeindruckt, sie hatte genau das Durchsetzungsvermögen um die Abteilung zu leiten. Oksana wirkte danach etwas unruhig, schien ihre Selbstsicherheit, ihr Selbstbewusstsein zu verlieren.
    
    "Bleiben ...
    ... Sie so wie zu Beginn, Oksana. Ich brauche jemanden der sich durchsetzt und von seinen Fähigkeiten überzeugt ist. Ich würde es gerne mit Ihnen versuchen. Technische Streitgespräche führen wir hier unter vier Augen, nie vor der Belegschaft. Wenn Sie Lust haben, heute ist Donnerstag, können Sie Montag anfangen. Zunächst werden Sie nach Tarif bezahlt, aber es könnte nach der Einarbeitung auch deutlich mehr werden." Hocherfreut schlug sie sofort ein, wie in alten Zeiten, ein Arbeitsvertrag per Handschlag.
    
    Mit zwei etwas rustikaleren Mitarbeitern baute ich Freitag und Samstag aus Ständerwerk und Rigipsplatten einen neuen Büroraum. Der Konferenz- und Präsentationsraum wäre auch mit ¾ seiner bisherigen Fläche groß genug. Alles hatte ich in der kurzen Zeit organisiert, nur der passende Drehstuhl würde erst Dienstag geliefert. Samstagabend war das Büro, bis auf den Anstrich und den Anschluss der Verkabelung, fertig. Sonntag arbeitete ich allein, die in Reserve gestellte Farbe reichte für den Anstrich. Schalter und Steckdosen waren auch schnell montiert, nur beim Justieren der Tür benötigte ich mehr Zeit als angedacht. An den Doppeltisch schob ich noch einen der normalen Stühle, schaute mich noch einmal um und löschte das Licht.
    
    Montagmorgen war ich, erstmals seit ich die Firma eröffnet hatte, zu spät. Bedingt durch einen Stromausfall war ich mehr als eine halbe Stunde in der S-Bahn gefangen. Während der Woche fuhr ich immer mit der Bahn, weil die nur ein Drittel der Zeit benötigte ...
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