1. Endstation


    Datum: 11.04.2020, Kategorien: Reif Autor: Hassels

    ... ?" Holger sah sie forschend an .
    
    "Das Privileg habe ich leider nicht. Ich bin im Heim groß geworden. Mein Kopf ist alles was ich habe."
    
    Ein gewisser Stolz über das bisher Erreichte, schwang in ihrer Stimme mit. Holger biss sich auf die Lippe, eigentlich ging es ja niemanden etwas an, aber dann wurde ihm ganz warm ums Herz.
    
    "Willkommen im Club. Schön dass man Dich die Schule zu Ende machen ließ. So viel Glück hatte ich damals leider nicht. Ich mache Dir einen Vorschlag der nur für Dich gilt. Du kannst hier wohnen bis Du Dein Studium fertig hast. Zahlen musst Du nur die Kopfpauschale für Wasser und Haus. Das werden ungefähr fünfzig Euro sein. Wenn der Vermieter einverstanden ist, hast Du eine sichere Bleibe. Was hältst Du davon?"
    
    Ungläubig schaute sie ihn jetzt an: "Du warst auch ein Heimkind? Der Zufall hat mich wohl in den richtigen Bus gesetzt. Aber störe ich hier nicht? Die Wohnung ist ja klein, wenn Deine Freunde kommen, was ist dann?"
    
    Er schaute sie jetzt etwas hilflos an. Wie sollte er es erklären. Seine Situation konnte man eigentlich nicht erklären.
    
    "Da brauchst du keine Angst zu haben. Als ich aus dem Heim raus war, wurde ich für meine Leutseligkeit bestraft. Ich wurde ausgenutzt und verarscht. Dann habe ich irgendwann komplett zu gemacht. Du bist der erste Mensch mit dem ich seit fast zwanzig Jahren ein längeres Gespräch führe. Freunde habe ich daher keine. Ich möchte nicht wieder enttäuscht werden."
    
    Sein Gefühl konnte sie nachempfinden. Hätte ...
    ... es vor acht Jahren nicht den Wechsel bei der Heimleitung gegeben, wäre es ihr wohl ähnlich ergangen.
    
    "Ich finde das ganz toll von Dir, aber wie soll das funktionieren? Hier ist das Wohnzimmer, dort das Bad, daneben die Küche. Die einzige Türe außer der Wohnungstür, wird Dein Schlafzimmer sein. Es ist also kein Raum für mich da."
    
    Er stand auf, nahm ihre Hand und öffnete die Tür des von ihr vermuteten Schlafzimmers. Es war ein etwa zwölf qm Raum, der als Abstellraum genutzt wurde.
    
    "Und würde Dir das genügen?"
    
    Ihr würde es bestimmt reichen aber dann stellte sie sich die Frage, wo schläft denn Holger?
    
    "Für mich ist das mehr als genug, aber wo schläfst Du denn?"
    
    Er hielt sie an der Hand, während sie in die Küche gingen.
    
    "Hier hinter ist das eigentliche Kinderzimmer. Da ich hier das Fenster aufmachen kann ohne vom Straßenlärm am Schlaf gehindert zu werden, habe ich mich da einquartiert. Das ist der Nachteil Deines Zimmers, wenn Du schlafen willst. Nur bei geschlossenen Fenstern ist das da möglich." Nachdem sie einen Blick in Holgers Zimmer geworfen hatte, gingen sie wieder in ihr zukünftiges Reich.
    
    "Möbel kann ich mir aber nicht leisten. Ich brauche zwar nur ein Bett und einen Schrank für den Anfang, aber selbst das ist nicht drin."
    
    Holger sah sie verschwörerisch an.
    
    "Wir fahren gleich zum Baumarkt. Für Farbe und einen Vorhang oder Rollo sollte es bestimmt reichen. Das was Du sonst brauchst, gibt es bestimmt am Dienstag beim Sperrmüll. Die paar Tage ...
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