1. „Die Kunst braucht mehr nackte Männer!“ - von einem Multitalent, das auszog, um ausgezogen zu werden


    Datum: 11.03.2019, Kategorien: Kunst, Autor: Herr_Toy

    ... nicht, aber Herr Graf verstand es, die Diskussion mit einem Argument abzukürzen, dem ich nun wirklich nichts entgegenzusetzen hatte:„Unsere Freundin Sylvia – also Frau Meisinger – meinte, Sie brauchen den Job unbedingt, sonst müssen Sie Ihr Auto hergeben. Das wäre doch schade.“
    
    Damit hatte mein künftiger Agent natürlich vollkommen recht, und so unterschrieb ich den Vertrag, bevor es sich die Beiden vielleicht noch anders überlegten.
    
    „Sehr schön“, sagte Frau Graf, „dann sehen wir uns übermorgen wieder. Zehn Uhr. Eine Fotografin wird Bilder für unsere Künstler-Datenbank von Ihnen machen. Sie brauchen keine Bühnenkleidung mitzubringen, darum kümmern wir uns.“
    
    Ich fuhr nach Hause und wollte mir zur Feier des Tages gerade ein Bier aufmachen, da klingelte mein Smartphone, bzw. es spielte die Anfangstakte von „I can´t stand the rain“ in der Version von Ann Peebles, sowieso die beste Version von all den unzähligen. Frau Meisinger war dran und gratulierte mir zu meinem neuen Job. Wenn es mir passte, sollte ich morgen um neun Uhr wieder in ihr Büro kommen.
    
    „Muss ich irgendwas unterschreiben?“, erkundigte ich mich erstaunt.
    
    „Sagen wir so“, kam die Antwort aus dem Telefon, „Sie haben noch etwas zu erledigen.“
    
    Also ging es am nächsten Morgen nochmal zur Bank. Muss ich erwähnen, dass Sylvia Meisinger wieder fantastisch aussah? Weißes, tief ausgeschnittenes Shirt, kniefreier Bleistiftrock, weiße, hochhackige Pumps. Anstatt mir wie sonst den Besucherstuhl anzubieten, ...
    ... sagte sie: „Kommen Sie bitte mit! Denn geteilte Freude ist doppelte Freude.“ Wir verließen ihr Büro und gingen den Flur entlang, unterwegs klopfte Frau Meisinger an jede Tür, an der wir vorüberkamen. Am Ende des Flurs betraten wir eine Art Aufenthaltsraum oder Besprechungsraum mit einem langen Tisch und mehreren Stühlen drin. Anstatt mir zu erklären, warum wir hier hergekommen waren, fragte Frau Meisinger mich schelmisch lächelnd: „Wie gefallen Ihnen meine Schuhe?“
    
    Ich antwortete verdutzt, aber wahrheitsgemäß: „Sie sind sehr schön und passen ausgezeichnet zu Ihnen.“
    
    „Freut mich, Ihren Geschmack getroffen zu haben“, sagte Frau Meisinger, dann wurde unsere Unterhaltung von rund einem Dutzend ihrer Kolleginnen und Kollegen unterbrochen, die sich in den Raum schoben. Sie tuschelten und lachten und stellten sich um uns herum auf. Ihre Erwartungshaltung war quasi mit Händen zu greifen.
    
    Frau Meisinger bat um Ruhe und hielt dann folgende kleine Ansprache, die wohl in die Geschichte ihrer Bank eingehen wird: „Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, in unserem Beruf haben wir es nicht immer mit höflichen und freundlichen Kunden zu tun. Manchmal werden wir sogar als Blutsauger oder Schlimmeres beschimpft, obwohl wir uns doch mit unserer ganzen Kraft und unserem ganzen Wissen und Können für unsere Kunden einsetzen. Ganz anders verhält es sich dagegen zum Glück mit diesem jungen Mann hier. Er ist Künstler und will sich heute hier vor Euch allen dafür bedanken, dass ich ihm zu einer ...
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