1. „Die Kunst braucht mehr nackte Männer!“ - von einem Multitalent, das auszog, um ausgezogen zu werden


    Datum: 11.03.2019, Kategorien: Kunst, Autor: Herr_Toy

    ... Geburtstagsfeier eine Torte überbringen und ein Gedicht auf das Geburtstagskind – eine 40-jährige Frau - vorlesen. Im Anschluss würde mich Jemand auffordern, noch ein wenig zu bleiben. Das sei nötig, weil etwa eine halbe Stunde nach mir eine andere Künstlerin auftreten werde, der ich ein wenig assistieren sollte.
    
    „Eine Zauberkünstlerin?“, wollte ich wissen.
    
    „So etwas ähnliches. Jedenfalls kann sie Dinge verschwinden lassen“, antwortete meine frischgebackene Agentin.
    
    Leichte Übung, dachte ich mir und holte am Nachmittag den Gedichttext und die Schachtel mit der Torte in der Agentur ab, las mich ein wenig ein und steuerte dann den Ort meiner „Premierenvorstellung“ an: ein gediegenes Landgasthaus ein paar Kilometer außerhalb der Stadt.
    
    In einem Nebenzimmer war die Geburtstagsgesellschaft schon am Feiern: das Geburtstagskind, ihr Ehemann oder Partner und noch rund 20 andere Erwachsene beiderlei Geschlechts und gemischten Alters. Sie saßen an langen Tischen mit weißen Tischdecken, Blumengestecken und brennenden Kerzen und ließen sich Kaffee und Kuchen schmecken. Ich klopfte an, stelle mich vor und überreichte dem Geburtstagskind unter großem Hallo der Anwesenden die Schachtel, von der ich sogleich den Deckel lupfte. Zum Vorschein kam eine quadratische Sahnetorte mit einem (ich nehme an: essbaren) Foto des Geburtstagskindes drauf. Nebenbei bemerkt war die Beschenkte recht attraktiv, so ein dunkelhaariger, italienischer Typ, und das Foto stand dem Original kaum nach, ...
    ... was mir die zugegebenermaßen doppeldeutige Bemerkung „Sieht sehr lecker aus“ entlockte und gleich mal einen Lacher der Geburtstagsgesellschaft einbrachte. Die erste Hürde ist genommen, dachte ich bei mir, der Rest wird ein Klacks. Ich las das Gedicht vor, das vermutlich jemand der Anwesenden verfasst hatte, und dessen immense Länge in keinem Verhältnis zu den spärlichen Pointen stand. Trotzdem bekam ich eine Menge Lacher und noch mehr Applaus, und insgeheim fragte ich mich, warum ich mir bisher mit meinen Liedtexten so entsetzlich viel Mühe gegeben hatte. Es geht doch offenbar viel einfacher!
    
    Nach getaner Arbeit folgte (na, so ein Zufall!) eine Einladung zu Kaffee und Kuchen. Beim Smalltalk mit meinen Tischnachbarinnen und -nachbarn verging die Zeit wie im Flug, und ich wurde auch nicht stutzig, als mich eine bezaubernde Dame um die 70 fragte, ob mich meine Auftritte viel Überwindung kosten würden. Ich entgegnete, dass es für mich nichts Schöneres gebe, also vor Publikum aufzutreten, und dass ein bisschen Lampenfieber einfach dazugehöre. Die bezaubernde, ältere Dame schmunzelte wissend (tatsächlich wusste sie zu diesem Zeitpunkt mehr als ich) und sagte: „Na, dann freue ich mich darauf, bald mehr von Ihnen zu sehen.“
    
    Ziemlich pünktlich nach einer halben Stunde erhob sich ein weibliches Geburtstagsgast vom Platz, klopfte feierlich mit dem Kaffeelöffel an ein Sektglas und verkündete, nachdem der Gesprächslärm sich gelegt hatte: „Liebe Evi, liebe Geburtstagsgäste. Eine ...
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