Endspiel
Datum: 15.05.2020,
Kategorien:
Humor
Autor: Dingo666
... fast die ganze Zeit hier, auch die Nächte. Was sollte er alleine in dem leeren Riesenhaus?
Doch er wollte nicht an die Vergangenheit denken, wenn die Gegenwart so herrlich aussah. Und die Zukunft erst! Seine süße Belohnung wartete auf ihn, hinterher. Er verbrachte die kompletten neunzig Minuten mit einem lüsternen Grinsen im Gesicht.
Ein Genuss! Gleich in der vierten Minute schoss Kroos das erste Tor. Dann setzte Robin Gosens direkt nach Beginn der zweiten Halbzeit einen herrlichen Kopfball ins Netz, und nur vier Minuten später verwandelte Havertz eine Flanke von Sané in einen unhaltbaren Nahschuss. Was für ein Schlachtfest!
Deutschland war weiter, perfekt! Doch nun musste er um seine Wette zittern. Die Ukrainer brauchten noch ein Tor, dringend.
Dreiundsechzigste. Ein Eckball. Müller schoss. Das übliche Chaos vor dem Tor, und -
"NEINNNNN!"
Werner hatte sich nach vorne geworfen und per Kopfball das Viernull geschossen.
Bob schloss die Augen. Das bekannte Gefühl kam zurück und flutete ihn wie einen Sturzbach. Wut, Aggression, Hass, Zerstörungswut, blutrot. Und darunter die stummen Schreie der Angst, der Hilflosigkeit. Diese Kopfschmerzen! Tina! Sie gehörte ihm! Er wollte sie, und ohne diese Wette, da...
"...ja, jetzt kommt die Bestätigung. Werner war im Abseits. Das Tor zählt nicht."
Er riss die Augen auf. Die deutschen Spieler trabten zurück. Sie schienen nicht besonders unglücklich über das aberkannte Tor zu sein. Müller grinste und hieb Werner ...
... auf die Schulter.
Mit einem tiefen Atemzug entspannte er sich. Warum machte er immer wieder denselben Fehler? Das Spiel würde drei zu eins ausgehen, bestimmt. Wenn er nur fest genug daran glaubte. Was sollten diese Zweifel?
Jetzt vielleicht? Gösens verlor den Ball, und die Ukrainer setzten zu einem Konter an. Yarmolenko bulldozerte auf das Tor zu und schaffte es, den Ball trotz eines Zusammenpralls mit Hummels zwischen den Füßen zu halten. Er zog ab, doch der Schuss prallte von Manuel Neuers Händen zurück. Ein Aufschrei, im Fernsehen, und von Bob, und gleich darauf der Jubel. Der Ukrainer hat den Ball im Nachschuss ins Tor gesetzt, unhaltbar.
Drei zu eins!
Die nächsten fünfundzwanzig Minuten bis zum Abpfiff flossen vorbei. Kein weiteres Tor. Natürlich.
Wie wunderbar, so im Sessel zu liegen und den Idioten im Fernsehen zu lauschen, wie sie das Spiel hinterher analysieren. Die redeten nur Mist, wie üblich, doch heute störte es ihn nicht. Seine Gedanken waren bei Tina. Bei seiner Wette. Beim Geschmack ihrer Lippen. Schade, dass sie heute nicht...
Die Tür knarrte. Tina schob das Gesicht herein, sah sich um. Sie trat zögernd ein und kam auf ihn zu.
"Drei zu eins", hauchte sie, blass im Gesicht.
"Du kommst heute in die Firma? Um diese Zeit?" Bob stand auf.
"Nicht wegen der Arbeit." Sie zuckte die Schultern. "Ich habe zuhause geschaut. Aber als das Spiel mit diesem Ergebnis endete, da dachte ich... ich wollte..." Sie suchte nach Worten.
"Die Magie des ...