1. Gegen alle Widerstände


    Datum: 28.01.2019, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byarne54

    ... von ihren Freunden helfen lassen, aber Silke hat sich komplett zurückgezogen und sich und die Mädchen regelrecht isoliert. Und niemand hat diese Mauer bis heute einreißen können."
    
    Im Laufe des Gespräches erfuhr Gregor, dass Silke bei der SBB (Schweizer Bundesbahn) in Basel als Disponentin beim Fernverkehr arbeitete, dass ihre Mädchen 14 und 10 Jahre alt waren und tagsüber bei den Großeltern waren, bis ihre Mutter von der Arbeit nach Hause kam. Dadurch dass sie Schichtdienst hatte, war es nicht leicht für Silke, alles auf die Reihe zubekommen, ohne dass ihre Kinder darunter zu leiden hatten. Er hatte den Verdacht, dass Arne ihm das alles nur so ausführlich erzählte, um sein Interesse anzufachen, damit er Silke mehr Aufmerksamkeit schenken würde.
    
    Das war aber nicht nötig, denn sein Interesse für diese Frau war schon geweckt. Ständig ging sie ihm im Kopf herum, so dass er mehr als einmal Schwierigkeiten hatte, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren.
    
    Jetzt verstand Gregor Frau Hallmeier aber etwas besser. Vielleicht war er zu aufdringlich bei dem Versuch gewesen, sie zu porträtieren, aber sie war so verdammt hübsch, temperamentvoll und als Typ von Frau sprach sie ihn voll an.
    
    In einer solchen Phase setzte er sich hin und malte ein Portrait von Silke aus dem Gedächtnis. Er erschrak als er das fertige Bild sah, denn es wirkte fast lebendig und als ob sie jeden Augenblick aus dem Papier hervortreten könnte. Das war kein Portrait, das war schon fast eine ...
    ... Liebeserklärung.
    
    In einer boshaften Eingebung malte er das gleiche noch einmal kleiner, aber diesmal bekam Silke zwei Teufelshörner aufgesetzt, einen Geißfuß, den Schwanz einer Kuh und aus Nase und Mund kam schwarzer Rauch hervor, den er durch etwas gelbe Kreide kaschierte und plastischer gestaltete. Man konnte den Schwefel förmlich riechen. Gott sei Dank würde sie dieses Bild niemals sehen.
    
    ´Läck mich am Füdle´, dachte er, ´das würde einen Aufstand ihrerseits geben, wenn sie dieser Karikatur ansichtig wurde.´
    
    Er rahmte beide Bilder und hängte sie im Flur hinter der Eingangstür auf, deckte das kleine mit einem Tuch ab und zog sich lachend seine Jacke an.
    
    * * *
    
    Gregor hatte die letzten zwei Wochen durchgearbeitet und war nicht einmal aus dem Haus gekommen. Vierzig Bilder hatten den letzten Schliff bekommen, wurden hinter Museumsglas gesetzt und von einem Fachmann gerahmt. Alles war für die Ausstellung in seiner Heimatstadt Langenthal vorbereitet, wo sein verstorbener Vater immer noch eine Dauerausstellung hatte, die von seiner Stiefmutter betreut und nach und nach mit noch nicht gezeigten Kunstwerken bestückt wurde. In einem Nebenraum konnte er seine Bilder und Zeichnungen einem größeren Publikum näher bringen.
    
    Aber jetzt war es erst einmal genug mit der Arbeit. Er musste hinaus, Freunde und Bekannte treffen und etwas für sein Wohlbefinden tun. Außerdem wollte er noch einkaufen, da seine Lebensmittelvorräte sich bedenklich dem Ende zuneigten. Also ab in den Supermarkt um ...
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