1. Altes Lager


    Datum: 25.10.2020, Kategorien: Verführung Autor: Jessi

    ... waren. Wir standen auf dem Platz zwischen den beiden Gebäudeteilen des Kraftwerks.
    
    Es war Zeit für den Heimweg.
    
    "Soll ich dich noch begleiten?"
    
    "Nicht nötig!"
    
    Wir umarmten uns zum Abschied. Wieder war ich unsicher, ob dies der letzte Körperkontakt gewesen sein würde. Sie fragte nicht nach einem Wiedersehen, wir umarmten uns länger. Wir ließen uns los. Langsam drehte sie sich von mir weg. Ich nahm meinen Mut zusammen: Jetzt oder nie!
    
    "Wollen wir uns morgen wiedersehen?", die Frage stand im Raum. Mein Herz raste. Sara wandte sich wieder mir zu. Sie lächelte mich an.
    
    "Gerne!", sagte sie mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht und ich wusste, sie meinte es ernst, "ich dachte, du fragst nie!"
    
    "Wieder um dieselbe Uhrzeit auf dem Balkon?"
    
    Und wieder folgte eine schlaflose Nacht. Zwei Uhr nachts sprang ich auf und suchte nach einem Korkenzieher. Ich füllte meinen Rucksack noch mit weiterem Krempel, Besteck, Kompass, Schraubendreher, Fernglas, Campingkocher, Dosenöffner, Dosenravioli. Im Zweifel gibt das immer ein warmes Essen. Ich suchte mein Schweizer Taschenmesser - und fand es nach langer Suche in einer kleinen Seitentasche meines Rucksacks - und natürlich war da ein Korkenzieher mit dabei. Die Ironie des Schicksals kann so gnadenlos zuschlagen, ich hätte mich selbst treten können. Vermutlich war ich schon ihr Lieblings-Tollpatsch
    
    Der neue Morgen brach heran. Ich beeilte mich und war gut zwei Stunden eher in der Kaserne. Ich erforschte die Dachetage ...
    ... sowie weitere Räume. Nachdem ich nahezu alle oberirdischen Räume gesehen hatte, waren die Zeit und mein Mut für den Keller zu knapp. Also holte ich meine "Fachmagazine" heraus und betrat unseren Treffpunkt, den Balkon.
    
    Gelangweilt blätterte ich durch die Hefte. Ich schaute mir die Frauen unter völlig neuen Gesichtspunkten an. Ich suchte nicht mehr eine Wichsvorlage, ich verglich die Frauen mit Sara. Nur zu gerne hätte ich Sara nackt gesehen. Eine Hand griff plötzlich sehr kräftig meinen Nacken. Für eine kleine Ewigkeit gefror mir das Blut in den Adern. Erst danach realisierte ich, dass es Sara war. Ich hatte das Gefühl, sie riechen zu können - und gleichzeitig das Gefühl, dass ich mir das nur einbilden würde. Es folgte ein "Hallo", was die Situation klärte. "Wie ich sehe, machst du wieder das, was alle Männer am besten können!"
    
    "Russische Vokabeln lernen!", schoss ich spontan dazwischen und Sara lachte.
    
    "Ja, genau dafür sind die Hefte optimal. Hier schau mal: Ooooaaahhhh. Das bedeutet im Deutschen so viel wie Ooooaaahhhh - man muss nur die kyrillischen Buchstaben entziffern. Oder hier: Whhhoooo. Auf Deutsch Whhoooo."
    
    Und während wir auf dem Balkon herumalberten und die verschiedensten Lautäußerungen nicht nur aus den Russischen ins Deutsche, sondern auch gleich ins Lateinische, Japanische und Schwedische übersetzten, sahen wir, wie ein Kastenwagen vorfuhr. Uns gefror das Blut in den Adern. Vorsichtig blickten wir vom Balkongeländer herunter und sahen zwei Kerle mit ...
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