1. Die Augen hinter der Wand


    Datum: 01.11.2020, Kategorien: Voyeurismus / Exhibitionismus Autor: byDingo666

    ... er davon halten sollte. Oder antworten sollte.
    
    „Naja, vielleicht bin ich ja wirklich eine Niete", flüsterte Marcel mit niedergeschlagenem Blick. „Ich meine -- woher weiß man das denn? In der Schule wird es nicht erklärt, und auch sonst kenne ich doch nur das, was in meinem eigenen Schlafzimmer vor sich geht. Es gibt ja keinen Vergleich. Und auch keine Anregungen oder so. Nur Pornos kann man kriegen, aber das ist ganz was anderes."
    
    „Hm", wiederholte Alwin und dachte nach. Er selbst hatte sich solche Fragen nie gestellt. Gut, er war nie dazu gezwungen worden. In seinem Leben hatte es immer ausreichend viele Frauen gegeben. Er konnte seinen Erfahrungsschatz in Ruhe sammeln und ausbauen. Oft genug hatte etwas nicht funktioniert. Auch er kannte die ´Blut, Schweiß und Tränen´-Aspekte, wenn es um den Zusammenprall der Geschlechter ging. Doch im Unterschied zu Marcel war es ihm anscheinend gelungen, ein leidlich fähiger Liebhaber, ein akzeptabler Partner und sogar ein brauchbarer Ehemann zu werden.
    
    Hatte er Vorbilder oder Anregungen benötigt?
    
    Seine Gedanken schweiften zurück, suchten. Einmal, im Studium, da hatte er bei einem Freund auf dem Notbett übernachtet. Der vögelte mit seiner Freundin, als er dachte, dass Alwin schlief. Er grinste innerlich bei der Erinnerung. Das war schon heiß gewesen! Er hatte damals außer ein paar unterdrückten Geräuschen im Dunkeln nicht viel mitbekommen. Doch er wusste noch genau, wie er mucksmäuschenstill und mit einer gewaltigen Latte ...
    ... auf dem Sofa lag. Das Bild hatte genug Kraft, um ihm jetzt, im Hier und Heute einen warmen Schwall und eine plötzliche Enge in der Hose zu bescheren.
    
    Oder einmal, als er nach einem schweißtreibenden Rockkonzert mit seiner Frau im Parkhaus herumknutschte und daraus ein Quickie auf der Motorhaube seines Mazdas entstand. Helga meinte hinterher beklommen, das Parkdeck wäre vielleicht nicht ganz so verlassen gewesen wie angenommen. Sie hätte einen Schatten hinter einer Säule bemerkt.
    
    „Hm."
    
    Alwin trank, langsam und konzentriert.
    
    Ihm stand noch genau vor Augen, dass er sich bei dem Gedanken an einen heimlichen Zuschauer wie elektrisiert fühlte. Wie enttäuscht er gewesen war, dass er selbst es in der Situation nicht bemerkt hatte. Die Idee, dass er es mit Helga trieb und dass ihn jemand dabei beobachtete, der hatte etwas zutiefst...
    
    Ihm wurde bewusst, dass Marcel ihn fragend anstarrte.
    
    „Was?", meinte er verwirrt.
    
    Marcel grinste kläglich. „Du warst so in dein Nachdenken versunken, dass du gar nicht gehört hast, was ich gesagt habe?", fragte er zurück. „Das ist ja allerhand! Ich schütte dir hier mein Herz aus, und du bist innerlich gar nicht da?"
    
    „Im Gegenteil", behauptete Alwin. „Ich habe darüber nachgedacht, wie ich dir helfen könnte."
    
    „Wirklich?" Marcel kratzte sich am Kinn. „Und wie?"
    
    „Naja -- um ehrlich zu sein: Ich weiß nicht, wie viel ich im Bett tauge", begann Alwin und schluckte. Sein Puls schlug hart in der Kehle. Sollte er das tatsächlich tun? ...
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