1. Die Manufaktur - 5 - Benno


    Datum: 06.11.2020, Kategorien: Humor Autor: misterjonny5

    ... war. Wollte sie etwa MICH? Nun, ich war prinzipiell nicht ganz abgeneigt, trotzdem kam mir das etwas plötzlich.
    
    Ich lächelte also etwas unverbindlich: "Weshalb sollte ich hier irgendwen verarschen?", fragte ich. "Erstens ist das nicht mein Stil und zweitens weiß ich ja noch gar nicht, was mich hier bei Euch eigentlich erwartet."
    
    Ich hob meine Hände leicht nach vorn und ging auf Leonie zu. Sie tat es mir gleich, kam zu mir und nahm meine Hände in ihre. Dann ging sie auf die Zehenspitzen und drückte mir ein kleines Küsschen auf die Lippen: "Keine Angst. Hier passiert niemandem etwas. Benno passt eben nur gut auf mich auf. Das hat er Paps versprochen."
    
    "Ja und das ist auch bitter nötig", kam es von dem Griesgram zurück. "Du gerätst immer wieder an die Falschen."
    
    "Ich bin alt genug. Und jetzt ist Schluss." Leonie wurde etwas ungehalten. "Du bist wie ne alte Glucke. So wie Du Dich manchmal benimmst, vergraulst Du mir viele nette Leute."
    
    Benno schaute etwas angesäuert. Er brummelte noch etwas in seinen Dreitagebart, drehte sich um und ging zur hinteren Wand, wo er hinter einem weiteren Vorhang, den ich bisher als Wandbehang wahrgenommen hatte, verschwand. Anscheinend ging es dort in einen weiteren Raum.
    
    "Wer ist Benno?", fragte ich. "Was tut er für Dich?"
    
    "Benno hat früher mit meinem Dad gearbeitet", sagte Leonie. "Sie haben beide die Firma aufgebaut. Dad hatte die meisten Ideen und das Verkaufstalent und Benno hat goldene Hände, was den Bau der Maschinen und ...
    ... Toys angeht."
    
    "Und was sollte der Vergleich mit einer Glucke?", fragte ich.
    
    "Na ja, er sieht mich quasi als seine Tochter an. Bin ich ja auch fast. Er passt eben gut auf mich auf. Manchmal zu gut. Er vergisst dann, dass ich mein eigenes Leben lebe."
    
    "Hmmm...", setze ich an. "Und was meint er mit 'schon viel einstecken müssen'?"
    
    "Früher gab's mal einen Typen, der hatte es auf die Firma abgesehen. Er hat versucht, über mich an den Laden hier ranzukommen", entgegnete Leonie. "Erst war er freundlich, hat mir Geschenke gemacht, schick essen, Urlaub und so weiter... das ganze Verwöhnprogramm. Nach ein paar Wochen wollte er dann Ideen in die Firma einbringen... 'Neue Impulse geben', wie er sagte. Als wir gemerkt haben, wie der Hase laufen sollte, war es schon fünf vor zwölf. Zum Glück laufen 40 Prozent der Firma auf Benno, und der hat 'No' gesagt, als Mister Wichtigtuer schon mit einem Scheck in der Tür stand."
    
    "Und war das denn so verkehrt, was er vorhatte?", fragte ich.
    
    "Wir haben gesagt, wir brauchen noch ein bisschen Bedenkzeit. Das Konzept war nicht ganz das, was uns vorschwebte. Da wurde der Kerl von einer Minute auf die andere stinkig. Da war alles klar. Dem Mann war ich egal, nur die Firma war wichtig. Später haben wir dann erfahren, dass er einen Investor in Holland an der Hand gehabt hat, der die Manufaktur für ein Vielfaches kaufen wollte."
    
    "Tja, Arschlöcher gibts eben überall", sagte ich. "Wenn ich mir Benno so anhöre, dann hast Du Dich wohl auch in ...